Direkt zum Seiteninhalt springen

Inhalt

Konrad Zuse – Ein Computerpionier im „Dritten Reich“ und im Nachkriegsdeutschland

Bearbeitet von

Projektbeschreibung

Der in den letzten Jahren archivalisch erschlossene sowie teilweise digitalisierte Nachlass von Konrad Zuse im Archiv des Deutschen Museums stellt der Computergeschichte einen neuen bedeutenden Quellenbestand zur Verfügung. Die wesentlich erweiterte Quellenbasis gab den Anstoß, das bisherige weitgehend durch Zuses Autobiographie bestimmte Bild seines Wirkens im „Dritten Reich“ und in der Nachkriegszeit kritisch zu hinterfragen. Nachdem bereits in Workshops erste Forschungsergebnisse präsentiert wurden, ist eine umfassende Monografie in Arbeit, die 2022/23 erscheinen soll.

Der Ausgangspunkt des Forschungsprojektes bildet eine kritische Sichtung von Zuses eigener historischen Konstruktion seines Werkens und Wirkens, die sehr wesentlich das Bild von Zuse als „Vater des Computers“ beeinflusst hat. Grundlage für die biografische Neujustierung ist die quellenkritische Analyse des Nachlassbestandes, eine Einschätzung seiner Lücken, die Überprüfung der Authentizität von Notizbüchern, Stenogrammen und Typoskripten sowie schließlich die wissenschaftlich gesicherte Neudatierung vieler Schriften. Auf der Basis der kritischen Nachlassauswertung und der Erschließung vieler zusätzlicher Archivmaterialien und Quellen bietet die Monografie detaillierte Analysen der geistigen und politischen Entwicklung Zuses, seiner Rolle als Ingenieur, Erfinder und Unternehmer im „Dritten Reich“ und in den Nachkriegsjahren. Sie verschafft dadurch neue Einsichten in seine Stellung im Wissenschaftssystem und militärisch-industriell-wissenschaftlichen Komplex des NS-Staates sowie in seine Beziehungen zu den alliierten Besatzungsmächten 1945-50. Darüber hinaus werden Zuses bedeutendste Pionierleistungen in ihren Entwicklungsstufen und in ihrem gesellschaftlich-politischen Entstehungskontext rekonstruiert. Insgesamt wird das Buch so in vieler Hinsicht eine Neubewertung seiner Biografie bieten und unter Einbeziehung der Forschungen zur frühen anglo-amerikanischen Computergeschichte eine Neugewichtung seiner technisch-wissenschaftlichen Pionierleistungen ermöglichen.

Veranstaltungen

Ulf Hashagen: “‘Mirror-Image Twins’: German and Allied Computer Experts between Research Control, Confidentiality, Research Cooperation and Technology Transfer 1945-1950”, International Communities of Invention and Innovation IFIP Working Group 9.7 Conference, 25-29 May 2016

Veröffentlichungen

Wilhelm Füßl (Hrsg.): 100 Jahre Konrad Zuse – Einblicke in den Nachlass. München, Deutsches. Museum, 2010; ders.: Konrad Zuse und das Bauhaus, in: Kultur & Technik 44, 2020, H. 2, S. 56-59.

Konrad Zuse und seine ersten Computer der Welt - Fernsehbericht von 1958

Hier werden der Nachfolger der Z3 demonstriert, der noch mit Relaistechnik gebaut wurde sowie die damals neue Generation von Computern, die Z22 mit Magnetspeicher und Röhrentechnik. Die Geräte und ihre Funktionsweise werden von Dr. Konrad Zuse persönlich demonstriert und erklärt. Ursprünglich geplant für vermessungstechnische Aufgaben, wurde schnell klar, dass der Einsatz auf verschiedenste Gebiete der Technik und Wissenschaft ausgeweitet werden könnte. Eine Produktion des Hessischen Rundfunks, 1958

Die Z3 von Konrad Zuse im Deutschen Museum

Die im Krieg zerstörte Z3 von Konrad Zuse, die 1941 erstmals voll funktionsfähig war, gilt als erstes frei programmierbares vollautomatisches Rechengerät überhaupt. Sie wird in der Ausstellung Informatik des Deutschen Museums in einem von Zuse autorisierten funktionsfähigen Nachbau gezeigt und vorgeführt.

Weitere Forschungsprojekte