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Einer der größten Schätze im Archiv des Deutschen Museums ist das „Schwazer Bergbuch“. Die Buchhandschrift aus dem Jahr 1556 ist äußerst selten – und erzählt mit vielen Bildern davon, wie Bergbau und die Verarbeitung von Bodenschätzen früher funktionierten. „Alles handgeschrieben, die Bilder sind von Hand gemalt und koloriert“, sagt Matthias Röschner, der Leiter des Archivs des Deutschen Museums. Diese Buchhandschrift und viele weitere Schätze können Besucherinnen und Besucher am „Tag der Archive“ am Samstag, 2. März, hautnah erleben. Fast hautnah. Denn für fast alle dieser Kostbarkeiten gilt: Nur gucken, nicht anfassen!

Das Archiv des Museums ist reich an Schätzen: Auf 4,7 Regalkilometern lagern hier die Millionen wertvoller Originale aus neun Jahrhunderten – Nachlässe berühmter Forscher und Erfinder, Tonbänder, Bilder und Filme, Handschriften, Briefwechsel und Nobelpreismedaillen. Wenn Matthias Röschner seine Schätze der Öffentlichkeit zeigt, zieht er dazu weiße Handschuhe an – die Originale müssen unbedingt geschützt werden.

Aus gutem Grund. Das Schwazer Bergbuch zum Beispiel ist sehr selten und wertvoll. Von der Handschrift aus dem Ort Schwaz in Tirol, der früher ein bedeutendes Zentrum für den Kupfer- und Silberbergbau war, existieren in dieser Form weltweit nur vier Exemplare. Eins davon ist im Deutschen Museum. Die farbigen Miniaturen sind sehr vielfältig und liebevoll gestaltet – und zeigen zum Beispiel „Silberbrenner“ bei der Arbeit. Die bunten Illustrationen passen deshalb hervorragend zum diesjährigen Motto des Tags der Archive: „Farbe im Archiv“.

Archive stellt man sich in aller Regel sehr schwarz-weiß vor: Viele Dokumente, Handschriften, trockene Papiere, Flachware. Das ist im Archiv des Deutschen Museums anders. Hier gibt’s viel Farbe und erstaunlich viele Objekte, die nicht aus Papier sind. „Wir haben hier kistenweise Wollknäuel“, sagt Röschner. Die Wollknäuel sollten früher zeigen, wie vielfältig und beständig Farben sein können. „Die Farben haben sich auch deshalb so gut erhalten, weil die Dinge hier bei uns unter Verschluss sind. Wären sie dauerhaft ausgestellt gewesen, wären sie jetzt vermutlich komplett ausgebleicht“, sagt Röschner.

Der zweite große Schatz, den er am „Tag der Archive“ herzeigt, ist das berühmte Sonnenspektrum von Joseph von Fraunhofer aus dem Jahr 1814. Fraunhofer hatte mit einem Prisma das Sonnenlicht in seine farbigen Bestandteile zerlegt, dieses Spektrum präzise aufgezeichnet und selbst koloriert. In dem Spektrum zeigen sich auch die nach ihm benannten Fraunhoferschen Linien, die sich Fraunhofer selbst nicht so recht erklären konnte. Erst später wurde klar, dass die Linien für Elemente stehen – eine Entdeckung, die die Astronomie revolutionierte.

Matthias Röschner zeigt beim Tag der Archive aber auch Objekte her, die nichts revolutionierten, trotzdem aber sehr nett anzusehen sind. Wie den gezeichneten Entwurf für den „Wagen der Farbe“, der beim Festumzug bei der Eröffnung des Deutschen Museums im Jahr 1925 im Einsatz war. Die Menschen, die den Wagen ziehen, sind als Farbtuben verkleidet. „Leider gibt es kein Foto davon – und schon gar kein Farbfoto“, sagt Röschner und lacht. Dagegen gibt es sehr wohl ein Farbfoto des Museumsgründers Oskar von Miller im Archiv – es ist eine sogenannte Uvatypie, erfunden vom und benannt nach dem Münchner Chemiker Arthur Traube. „Es ist die einzige Farbaufnahme Millers, stammt aus dem Jahr 1931 und ist damit ein recht frühes Farbfoto“, sagt Röschner. Nur eine von rund einer Million Fotografien im Archiv des Museums. Ebenso gehört zum Bestand des Archivs das erste Plakat des Deutschen Museums – und ein kleines Bändchen, von Eugen Roth selbst gedichtet und von dem Grafiker Eugen Cordier illustriert. Es sollte nach dem Zweiten Weltkrieg dafür werben, dass die Menschen fürs Deutsche Museum spenden.

Darüber hinaus gibt es aber auch noch sehr viele Objekte und Schriften im Archiv, die sich mit der Farbe an und für sich auseinandersetzen. Das sogenannte „Farbebuch“ von 1729, das Rezepte für die Herstellung von Farben dokumentiert – mitsamt den entsprechenden Farbmustern auf Fäden. „Sensationell erhalten“, sagt Röschner. „Früher war das Papier einfach besser.“  

Oder einen kleinen Ausschnitt der insgesamt 15.000 Buntpapiere im Archiv des Museums. Sie stammen aus drei Jahrhunderten und sind inzwischen alle digitalisiert – wie das hinreißend schöne Exemplar der Textilkünstlerin und Gestalterin Lilli Behrens (1869 – 1959). Oder die Aufzeichnungen von Chemie-Nobelpreisträger Adolf von Baeyer über die Formel und die künstliche Herstellung des Indigo-Farbstoffs.

Als ganz besonderes Schmankerl wird beim Tag der Archive auch der heute fast schon skurril wirkende „Kulturfilm“ namens „Spiel in Farben“ aus dem Jahr 1961 vorgeführt. Hans Clarin ist der Sprecher des Films, von Serge Gainsbourg stammt ein Teil der Filmmusik – und sowohl das Deutsche Museum als auch das Oktoberfest spielen eine Rolle.

Wer dabei sein möchte: Am Samstag, 2. März, gibt es von 10 bis 17 Uhr eine Ausstellung „Technik- und Wissenschaftsgeschichte in Farbe“ zu sehen. Zudem finden um 10, 13 und 16 Uhr Führungen durch das Archiv des Museums statt. Außerdem wird der Film „Spiel in Farben“ tagsüber regelmäßig gezeigt. Wichtig: Zum Archiv des Deutschen Museums kommt man über den Eingang der Bibliothek am Museumshof – also NICHT über den Museumseingang an der Corneliusbrücke. Der Eintritt zum Tag der Archive ist frei – für einen Besuch im Ausstellungsgebäude des Deutschen Museums braucht man aber ein Ticket.

Mehr zum Programm findet sich hier:
www.deutsches-museum.de/forschung/aktuell/technik-und-wissenschaftsgeschichte-in-farbe

Allgemeine Informationen zum Archiv gibt es auch hier:
https://www.deutsches-museum.de/museum/presse/wer-wir-sind/archiv

Bild 1/2

Fast psychedelisch mutet ein Exemplar aus der Sammlung der rund 15 000 Buntpapiere des Deutschen Museums an.

Frei zur Veröffentlichung nur mit dem Vermerk

Foto: Deutsches Museum

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Bild 2/2

Matthias Röschner, der Leiter des Archivs, zeigt eine Seite des Schwazer Bergbuchs her. Die Überschrift lautet: „Freut euch, es ist ein Bergwerk entstanden!“

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Foto: Deutsches Museum

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Eine Auswahl von Schätzen aus dem Archiv des Deutschen Museums

Die farbenreichen Sieben

Veröffentlichung der Bilder nur mit dem Vermerk "Foto: Deutsches Museum"

1. Schwazer Bergbuch
Die Buchhandschrift von 1556 ist nach der Tiroler Stadt Schwaz benannt. Die Stadt war früher ein Zentrum des Silber- und Kupferbergbaus. Im 16. Jahrhundert war Schwaz eine der großen Bergbaumetropolen Europas, mit über 20. 000 Einwohnern nach Wien die zweitgrößte Ortschaft im Habsburgerreich. Im „Schwazer Bergbuch“ springen vor allem die bunten Miniaturen ins Auge. Sie illustrieren sehr anschaulich die Arbeit und das Leben im frühneuzeitlichen Bergbau. Das Bergbuch war ursprünglich für eine Bergbau-Versammlung bestimmt. Es gibt ein Entwurfsexemplar von 1554 (heute im Bergbau-Museum in Bochum) und vier weitere Exemplare von 1556, zu der auch das im Deutschen Museum gehört. Zwei weitere sind im Tiroler Landesmuseum in Innsbruck, eins in der Bayerischen Staatsbibliothek.

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2. Fraunhofers Sonnenspektrum
Als Joseph Fraunhofer 1817 sein von hunderten schwarzen Linien durchzogenes Sonnenspektrum in München veröffentlichte, wusste er noch nicht um die Tragweite seiner Entdeckung. Erst raffinierte Experimente und Ideen von Kirchhoff und Bunsen zeigten gut 40 Jahre später, dass Fraunhofer den Schlüssel für den Geheimcode der Sterne geliefert hatte. Drei von Fraunhofer selbst handkolorierte Einzelexemplare des Sonnenspektrums sind erhalten; zwei davon befinden sich im Besitz des Deutschen Museums. Gustav Robert Kirchhoff und Robert Bunsen fanden etwa 1860 heraus, dass jedes chemische Element mit einer spezifischen Anzahl und Anordnung von Spektrallinien assoziiert ist. Man konnte folglich mit den Linien bestimmen, aus welchen chemischen Elementen ein Himmelskörper besteht, indem man seine Strahlung untersuchte. Heißt: Fraunhofer leitete eine Revolution in der Astronomie ein, ohne es zu ahnen.

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3. Wagen der Farbe
Der „Wagen der Farbe“ ist ein Entwurf von Wolfgang Wagner für den Festumzug zur Eröffnung des Deutschen Museums. Fotografien des Wagens sind leider nicht überliefert.
Am 5. Mai 1925 fand in München zur Feier der bevorstehenden Eröffnung des Deutschen Museums ein großer Festumzug vom alten Nationalmuseum durch die Innenstadt auf die Museumsinsel statt. Die einzelnen Festwagen – insgesamt 60 an der Zahl – symbolisierten jeweils eine technische Disziplin, ein Handwerk oder eines der vier Elemente – oder eben die Farbe. Am Straßenrand standen Menschen in Mengen – Museumsgründer Oskar von Miller hatte durchgesetzt, dass die Ämter und Schulen geschlossen hatten.

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4. Das "Farbebuch"
Die Handschrift mit gefärbten Garn- und Stoffproben aus dem Jahr 1729 dokumentiert Rezepte zur Farbherstellung und dokumentiert diese Farben mit entsprechenden Textilien-Proben. Sowohl die Buchhandschrift selbst als auch die eingefügten gefärbten Textilien sind ausgezeichnet erhalten; die Farben leuchten wie in früheren Jahrhunderten. Das Papier wurde damals noch aus Lumpen hergestellt – und war teils von deutlich höherer Qualität als heute.

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5. Schwimmender Bote
Ebenfalls in der Handschriftensammlung findet sich ein „Feuerwerksbuch“ von 1480 – hier werden verschiedene Ideen für das Kriegshandwerk präsentiert. Darin findet sich auch die Zeichnung eines „Schwimmenden Boten“. Das Blatt zeigt einen Mann, der eine Botschaft über einen See transportiert – den versiegelten Brief hält er mit ausgestrecktem Arm aus dem Wasser heraus. Um den Körper trägt der Bote einen Schwimmreifen, der es ihm erlaubt, das Wasser zu überqueren, ohne dabei unterzugehen. Und ein Ventil erlaubt dem Boten, zusätzliche Luft in den Reifen zu blasen, um nicht unterzugehen. Ob ein solcher Schwimmanzug tatsächlich je gebaut wurde, um Botschaften auch übers Wasser transportieren zu können, ist allerdings nicht überliefert.

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6. Das prächtige Versprechen
In dieser prächtig bemalten Urkunde aus dem Jahr 1907 sichert die Stadt München die Stiftung eines Denkmals für den Schirmherrn des Museums, Prinz Ludwig von Bayern (1913-1918 König Ludwig III.), zu. Ganz oben links erkennt man das erste Logo des Museums, eine Eule (für die Wissenschaft) mit einem halben Zahnrad (für die Technik), darunter ist der erste Entwurf für das Deutsche Museum zu sehen, der in dieser Form nicht realisiert wurde. Das in der Urkunde versprochene Denkmal kam nie zur Ausführung. Die Stadt München verzögerte die Ausführung. Wegen des Ersten Weltkrieges wurde vorläufig darauf verzichtet; nach dem Sturz der Monarchie 1918 galt die Errichtung eines Standbilds für ein Mitglied des Hauses Wittelsbach als nicht opportun.

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7. Das "Künstlerpapier"
Zur Sammlung des Archivs des Deutschen Museums gehören auch rund 15.000 sogenannte Buntpapiere. Sie stammen aus drei Jahrhunderten und sind inzwischen alle digitalisiert – wie das hinreißend schöne Exemplar der Textilkünstlerin und Gestalterin Lilli Behrens (1869 – 1959). Sie wurde in Gemünden am Main geboren und starb als 90-jJährige in München. Sie war mit Peter Behrens verheiratet, der als Pionier des modernen Industriedesigns gilt. Lilli Behrens schuf zunächst Entwürfe für Teppiche und Kissen, später auch prachtvoll gestaltete sogenannte Künstlerpapiere wie das hier abgebildete.  

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