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Inhalt

Kulturen und Kosten der Wartung. Der Aufstieg von Kreosot und sein prekäres Erbe

Gefördert von

Deutsche Forschungsgemeinschaft DFG

Bearbeitet von

  • Dr. Martin Meiske

    Wissenschaftlicher MitarbeiterDFG Projekt "Kulturen und Kosten der Wartung..."

Projektbeschreibung

In diesem Projekt werden die beiden jüngeren Forschungsfelder der Stoffgeschichte und der Wartungs- und Reparaturgeschichte zusammengeführt. Die Analyse folgt dem Stoff Kreosot, einem Steinkohlenteeröl, durch verschiedene historische Kontexte vom Ende des 19. Jahrhunderts bis in die Gegenwart und beleuchtet dynamische Wechselwirkungen zwischen Technik, Gesellschaft und Umwelt in Europa.

In einem ersten Schritt soll die Entwicklung des Kreosots vom Flüsse verschmutzenden Nebenprodukt der Kohleindustrie zum begehrten Holzimprägniermittel für Eisenbahnschwellen rekonstruiert werden. Folgt man dem Steinkohlenteeröl dann auf dem Weg vom Abfallstoff in seine neue Anwendungsform als Imprägnierstoff, öffnet sich schließlich ein vielversprechender Blick auf historische Wartungskulturen, die in weiten Teilen immer noch als Forschungsdesiderat gelten müssen. Die Analyse richtet sich hierbei vor allem auf die Arbeiter:innen in den Imprägnieranstalten sowie die Bahnmeister, Rottenführer und Streckenläufer des Bahnunterhaltungsdienstes.

Auf den Altlastenkatastern, die seit den 1980er Jahren entstanden, nehmen Imprägnieranstalten heute eine zentrale Rolle ein. Die Rekonstruktion der Konflikte um ihre Sanierung, die sich in den letzten Jahren in einer wachsenden Zahl von Bürgerinitiativen niederschlägt sind ein fruchtbares Thema für interdisziplinäre Forschung an der Schnittstelle von Umweltgeschichte, Technikgeschichte und Umweltwissenschaften.

Schließlich ist die Geschichte der Eisenbahnschwellen auch reich an sich wandelnden Formen der Umnutzung, die eingehend untersucht werden sollen. Im kreativen Umgang des Bahnmeisters mit Altschwellen scheint die Grenze zwischen Wartung und Innovation zu verschwimmen. Bis zur Einstufung von Kreosot als Gefahrstoff in den 1990er Jahren fanden imprägnierte Altschwellen zudem auch ihren Weg auf öffentliche Plätze und in private Haushalte, wo sie beispielsweise als Zaunpfähle oder Beet-Einfassungen genutzt wurden.

Publikationen

  • Empire, Extraction, and Externalization. Wood Impregnation in Early 20th Century Bosnia and Herzegovina and its Precarious Legacy.” In Environmental histories of the Dinaric Karst, edited by Borna Fuerst-Bjeliš, Jelena Mrgić, Hrvoje Petrić, Matija Zorn, and Žiga Zwitter, forthcoming. Cham: Springer, 2023.

  • Clio-Guide: Technikgeschichte, in: Clio Guide – Ein Handbuch zu digitalen Ressourcen für die Geschichtswissenschaften, hrsg. von Silvia Daniel, Wilfried Enderle, Rüdiger Hohls, Thomas Meyer, Jens Prellwitz, Claudia Prinz, Annette Schuhmann, Silke Schwandt, 3. erw. und aktualisierte Aufl., Berlin 2023, https://doi.org/10.60693/e458-ba35

  • (mit Christian Zumbrägel) Holz im Zeitalter von Kohle und Stahl. Zur Persistenz und Wandelbarkeit eines Werkstoffes in der Hochindustrialisierung, in: Technikgeschichte 88 (2021) H. 3, S. 251–286, doi.org/10.5771/0040-117X-2021-3-251

Vorträge (Auswahl)

Ingolstadt, Jahrestagung der Gesellschaft für die Geschichte der Wissenschaften, der Medizin und der Technik (GWMT), 13.-15. September 2023: Sicherheit ist Beinarbeit. Polychrone Mobilitäten und envirotechnische Materialitäten im Bahnunterhaltungsdienst zu Beginn des 20. Jahrhunderts

Wien, Technisches Museum, 3rd Vienna Workshop on STEM Collections, Gender and Sexuality; “Diverse Infrastructures? Gender, Queer & the Foundations of Society”, 6-8 September 2023: Diverse Cultures of Maintenance. Railway Infrastructures and Gender in early 20th Century Germany

Bern, 12th Biennial European Society for Environmental History (ESEH) Conference, 22.-26. August 2023: Empire, Extraction, and Externalization. Wood Impregnation in Early 20th Century Bosnia and Herzegovina and its Precarious Legacy

Karlsruhe, Karlsruhe Institute of Technology (KIT) Institut für Technikzukünfte / Department für Geschichte, Kolloquium (Prof. Dr. Marcus Popplow), 13. July 2023: Kulturen und Kosten der Wartung. Der Aufstieg von Kreosot und sein prekäres Erbe

Berlin, Deutsches Technikmuseum, Abschluss-Workshop des DFG-Netzwerks Stoffgeschichte, 6./7. July 2023: Wartungsgeschichte als Stoffgeschichte. Ein Werkstattbericht zum Steinkohlenteeröl Kreosot

Wuppertal, Jahrestagung der Gesellschaft für Technikgeschichte (GTG) 12.-14. May 2023: Bahninfrastrukturen in Bewegung – Perspektiven aus der Stoff-, Umwelt- und Wartungsgeschichte

Hannover, Herrenhausen-Symposium, “Materiality and the History of Infrastructure,” 21 July 2022: Materialities of Maintenance: An Envirotechnical Analysis of Knowledge, Labor, and Toxicity in Railway Infrastructures

Lugano, Università della Svizzera italiana, Laboratorio di Storia delle Alpi (LabiSAlp), Workshop: “Communication Maintenance in Longue Durée,” 24/25 February 2022: The Hidden Cost of Maintenance. Reflections on the Persistence and Long-term effects of Railway Tie Impregnation for Environment and Society

Karlsruhe, Karlsruher Institut für Technologie (KIT), “Technikgeschichte über Mittag,” Online-Vortragsreihe der Gesellschaft für Technikgeschichte (GTG), 3 December 2021: Von Bahnmeistern, Streckenläufern und Rottenführern. Was heißt und zu welchem Ende studiert man Wartungsgeschichte?

Esch-sur-Alzette, University of Luxembourg, The Luxembourg Centre for Contemporary and Digital History (C²DH), Workshop: “Histories of Maintenance and Repair,” 3 September 2021: Cultures and Costs of Maintenance. The Rise of Creosote and its Precarious Legacy

Weitere Forschungsprojekte