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Inhalt

Dresscode Glasfaser – das Glasfaserkleid der Prinzessin María Eulalia

Gefördert von

Freundes- und Förderkreis des Deutschen Museums; Aktionsplan II der Leibniz-Forschermuseen; Rakow Grant for Glass Research, Corning Museum of Glass, Corning, NY

Bearbeitet von

  • Dr. Charlotte Holzer

    Wissenschaftliche MitarbeiterinRestaurierung und Ausstellungstechnik, Ausstellungsprojekt Historische Luftfahrt, Schiffe und Meer

  • Dr. Marisa Pamplona Bartsch

    Leitung Abteilung Konservierungswissenschaft

  • Ralf Spicker

    KuratorAbteilung Metalle, Maschinenbau, Textiltechnik und Kinderreich

Projektbeschreibung

Das außergewöhnliche Kleid wurde von 2015 bis 2020 im Promotionsprojekt der Textilrestauratorin Charlotte Holzer erforscht, restauriert und konserviert. Die Ergebnisse werden in der Ausstellung Museumsgeschichte und in einer digitalen Ausstellung präsentiert.

Das Kleid aus Glas

Lange bevor Kleidung aus synthetischen Textilien in Mode kam, sorgte ein Kleid aus Glasfasern und Seide bei der Weltausstellung in Chicago im Jahr 1893 für großes Staunen. Das Glasfaserkleid wurde von dem Glasbläser Hermann Hammesfahr im Auftrag der Libbey Glass Company aus Toledo (Ohio) eigens für die Weltausstellung angefertigt. Die spanische Prinzessin María Eulalia war von dem schimmernden und glänzenden Kleid so begeistert, dass sie eine Kopie davon erhielt.

Die Herstellung des Kleides war sehr aufwendig: Die Glasbläser erhitzten einen Glasstab mit einer Gaslampe und zogen das geschmolzene Glas zu feinen Fäden. Die Glasfäden wurden mit Seidenfäden zu einem Stoff verwebt, aus dem dann die luxuriöse Abendrobe im Stil der damaligen Mode geschneidert wurde.


Wieder in altem Glanz

Die Schwester der Prinzessin María Eulalia war mit Prinz Ludwig Ferdinand von Bayern verheiratet und stiftete das Glasfaserkleid 1924 dem Deutschen Museum. Dort lagerte es viele Jahre unter teils schwierigen Bedingungen im Depot. Das Oberteil ist nicht erhalten und der Rock befand sich in einem schlechten Zustand. Deshalb musste er von einer Textilrestauratorin aufwendig restauriert und konserviert werden. Über vier Jahre Forschung, Einarbeitung in die Methoden der Glasrestaurierung und ungefähr 500 Stunden Handarbeit waren dafür nötig.

Aktuelles

Teilprojekte

Rabea Beschta

Digitale Ausstellung

Eine digitale Ausstellung soll die Ergebnisse der Forschung und Restaurierung des Glasfaserkleids unabhängig von Raum und Zeit zugänglich machen. Ausgehend vom Objekt Glasfaserkleid werden den Besucher*innen neue Zugänge zu dem Exponat ermöglicht. 

Dr. Charlotte Holzer, Rabea Beschta, Ralf Spicker, Elisabeth Knott, Dr. Marisa Pamplona, Gudrun Lühring, Franz Huber, André Judä

Sonderausstellung

Erstmals seit der „World Columbian Fair“ 1893 ist das Glasfaserkleid der Infantin Eulalia von Spanien wieder für die Öffentlichkeit zugänglich. Das fragile und seltene Kleidungsstück kam 1924 über die Schwester der spanischen Prinzessin in die Sammlung des Deutschen Museums. Über die letzten Jahre wurde es aufwendig restauriert und erforscht. Die Ergebnisse werden in einer kleinen Sonderausstellung präsentiert.

Link auf die Sonderausstellung

Dresscode Glasfaser
Liveübertragung aus der Sonderausstellung, 29.4.2021

https://www.youtube.com/watch?v=68gRE6QRQ3U&t=1s


Rock on Rolls – Der lange Weg des Glasfaserkleids
Making-of zur Ausstellung „Dresscode Glasfaser“, Sabine Pelgjer, 31.3.2021

https://www.youtube.com/watch?v=a3wlbvYomgY&list=RDCMUCCjFn707ij2b4qtsKe7901Q

Dr. Charlotte Holzer Dr. Marisa Pamplona, Dr. Winfrid Glocker, Elisabeth Knott

Forschung und Restaurierung

Die Untersuchungen am Glasfaserkleid zielten darauf ab, Schadenmechanismen und -ursachen zu verstehen, um Methoden für den Erhalt des stark beschädigten Kleids entwickeln zu können. Das Projekt fand im Rahmen der Dissertation von Charlotte Holzer an der TU München statt und die Ergebnisse flossen in die Konservierung des Kleids von Dezember 2016 bis Januar 2020.
Der Zustand des Exponats war sehr instabil. Nach jahrzehntelanger Lagerung im Depot war das Kleid extrem verschmutzt und die Glasfasern abgebaut. Faserbündel waren gebrochen und das Gewebe eingerissen, der seidene Futterstoff zersetzte sich. Das Oberteil ist bis heute nicht auffindbar. Mit einer Kartierung wurden die Schäden klassifiziert und dokumentiert. Durch den Abgleich mit historischen Aufnahmen im Museum sowie Gespräche mit Mitarbeitern konnten viele Schadensprozesse und -ursachen nachvollzogen werden. Weitere Erkenntnisse brachten die Analyse von Materialproben und der Vergleich mit anderen Glasfaserprodukten der Libbey Glass Company von 1893.
Da es vorher keine vergleichbaren Restaurierungsprojekte an historischen Glasfasertextilien gegeben hatte, förderte das Corning Museum of Glass mit dem Rakow Grant for Glass Research 2016 die notwendigen Forschungen zur Oberflächenreinigung. Die Methoden zum Sichern des Gewebes, die Entwicklung einer Unterkonstruktion für den Rock und die Anforderungen an die Aufbewahrung wurden mit Fachkollegen aus den Partnerinstitutionen diskutiert und im Restaurierungsforschungslabor durchgeführt.

Aus unserem Blog

Podcast

Das Glasfaserkleid. Vom Material, das nie in Mode kam.

Deutsches Museum Podcast, Ralph Würschinger, 18.4.2019

Veranstaltungen

Interaktive Veranstaltungen

  • Rabea Beschta, Charlotte Holzer, Dresscode Glasfaser, Deutsches Museum Science Summer, 31.5.2021
  • Charlotte Holzer, Restaurierung im Forschungslabor, Das Glasfaserkleid der Infantin Eulalia von 1893, Europäisches Kulturerbejahr – Interaktive Vortragsreihe im Deutschen Museum Zentrum für Neue Technologien / Lange Nacht der Museen, Oktober 2018


Vorträge

  • Charlotte Holzer, How to Preserve the Story of a 19th-Century Glass Fibre Dress, Material Authenticity of the Ephemeral, Deutsches Museum / Leibniz Gemeinschaft, München 16–18. Oktober 2017
  • Charlotte Holzer, A Cleaning Protocol for the Glass Fibre Dress in the Deutsches Museum, Future Talks 2017, Neue Sammlung, München 11.–13. Oktober 2017
  • Charlotte Holzer, Restaurierung im Labor: Einsatz instrumenteller Analytik bei der Reinigung eines Glasfaserkleides, Junges Forum für Sammlungs- und Objektforschung, Kustodie der Georg-August-Universität Göttingen, 28–29. September 2017
  • Charlotte Holzer, Auf der Suche nach historischen Glasfasertextilien – Ein Reisebericht, Stein- und Textilrestaurierung an der Universität für angewandte Kunst Wien. Jubiläumstagung, Wien 28. April 2017.
  • Charlotte Holzer: Ein Kleid aus Glasfasern von 1893 – Untersuchungen zu Geschichte und Technik, Tag der offenen Tür Atelier- und Werkstättengebäude des Bayerischen Nationalmuseums mit dem TUM Lehrstuhl für Restaurierung, Kunsttechnologie und Konservierungswissenschaft und der Archäologischen Staatssammlung, München, 15. November 2015

Veröffentlichungen

  • Charlotte Holzer: Das Kleid aus Glas. Eine Restaurierungsgeschichte im Deutschen Museum, Deutsches Museum Studies, Band 8, München 2021
  • Charlotte Holzer, Restaurierung im Labor: Einsatz instrumenteller Analytik bei der Reinigung eines Glasfaserkleides, in: Siedl, Ernst; Steinheimer, Frank; Weber, Cornelia (Hg.): Objektkulturen der Sichtbarmachung. Instrumente und Praktiken. Junges Forum für Sammlungs- und Objektforschung, Bd. 2, Berlin 2018, S. 40–54, https://edoc.hu-berlin.de/handle/18452/20530
  • Charlotte Holzer, Understanding historic glass fibre dresses and their needs in conservation, in: Glenn, Sarah; Smith, Katy (Ed.): Postprint ICON Textile Group Forum, Museum of London 21.5.2018, London 2018, pp. 118–131.
  •  Charlotte Holzer: Das Glasfaserkleid aus dem Deutschen Museum (Chicago 1893). Ein Abendkleid als Meisterwerk der Naturwissenschaft und Technik?, in: IIC Austria.  Restauratorenblätter/Papers in Conservation, Bd. 34, 2017, S. 45–52.
  • Charlotte Holzer, Ein Kleid aus Glas, in: Kultur und Technik, 2/2017, S. 24–26, www.deutsches-museum.de/fileadmin/Content/010_DM/060_Verlag/060_KuT/2017/2-17-Schönheit/Holzer-WEb.pdf
  • Charlotte Holzer: Planning the Conservation of Infanta Eulalia’s Glass Dress, Poster, Recent Advances in Glass and Ceramic Conservation. ICOM-CC Glass and Ceramics Working Group Interim Meeting, Wroclaw 25.–29. Mai 2016.

Kooperationspartner

Weitere Forschungsprojekte