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Was Goethe über Steine schreibt, was Kaiser Wilhelm II. nach München telegrafiert oder wie sich Einstein entschuldigt: Am Tag der Archive gibt es im Deutschen Museum viele spannende Geschichten in originalen Dokumenten zu entdecken. Das große Programm am 7. März steht unter dem Motto „Kommuniziert! Botschaften aus Kunst, Wissenschaft und Technik“. Dazu gibt es Führungen durchs Magazin sowie Ausstellungen und Filmvorführungen im Foyer der Bibliothek auf der Museumsinsel.

Der Inhalt ist zwar kein Gedicht, aber die Handschrift des deutschen Dichterfürsten ist wahrlich schön anzusehen: Im Januar des Jahres 1832 schickte Johann Wolfgang von Goethe einem gewissen Herrn Daniel Knoll einen Brief, in dem er eine Sendung von gesammelten Steinen avisierte. Der Geheimrat aus Weimar wollte durch seinen Geschäftspartner in Karlsbad die Mineralien an Kurgäste verkaufen lassen. Aus der lukrativen Souvenir-Idee wurde aber nichts mehr: „Goethe starb im März desselben Jahres, noch bevor die Kursaison begonnen hatte“, sagt Wilhelm Füßl, der Archivleiter des Deutschen Museums.

Gemeinsam mit seinem Stellvertreter Matthias Röschner hat Füßl für den Tag der Archive am 7. März noch viele weitere einmalige Zeugnisse zum Themenschwerpunkt Kommunikation aus der Schatzkammer des Hauses zusammengestellt. In einer Ausstellung im Foyer der Bibliothek wird die ganze Bandbreite „Von der Depesche zur E-Mail“ gezeigt.

Da ist natürlich die wissenschaftliche Korrespondenz, wie das Schreiben, in dem Adolf von Baeyer Heinrich Caro die gerade gefundene Strukturformel des Indigo-Blaus übermittelt. Oder der Brief von Michael Faraday an Alexander von Humboldt, in dem er den „Faraday-Effekt“ beschreibt. Neben der nüchternen Nachricht aus der Forschung gibt es durchaus auch sehr unterhaltsame Passagen. So erteilt Albert Einstein seinem Kollegen Arnold Sommerfeld für einen Vortrag eine Absage mit den Worten, dass sein „besseres Ich gegen den Faulpelz in mir einen verzweifelten Kampf gekämpft“ habe, wobei das bessere Ich am Ende „nachgegeben“ hat.

Auch Zeitgeschichtliches wird in den Archivmappen des Museums bewahrt. Zum Beispiel ein Telegramm von „Wilhelm I. R.“, in dem der Kaiser 1903 dem Projekt eines Deutschen Museums von Meisterwerken der Naturwissenschaft und Technik seine anhaltende Unterstützung versichert. „So einen Text in dieser Länge zu telegrafieren hätte einen Normalbürger damals sicher einige Monatsgehälter gekostet“, sagt Wilhelm Füßl.

Zum Zauber des Originals kommt bei einigen Stücken auch noch der direkte Bezug zu den Objekten aus dem Deutschen Museum: In der Schifffahrtsabteilung ist beispielsweise ein Modell des U-Bootes zu sehen, in dem Wilhelm Bauer 1856 den ersten „Unterwasserbrief“ verfasste. Zwei Ebenen höher hängt die Bugspitze des Zeppelins, aus dem Oskar von Miller 1929 eine Karte mit herzlichen Grüßen an seine Mitarbeiter im Deutschen Museum abwarf. Und im Verkehrszentrum kann man den Triebwagen der ersten Münchner U-Bahn bestaunen: „Den könnte man leicht übersehen, weil er sehr klein ist, eigentlich nur ein Elektromotor auf Rädern mit flexiblen Stromabnehmern“, sagt Matthias Röschner. Allerdings fuhr dieser Zug schon 1910 unter der Stadt hin und her – zwischen dem Hauptbahnhof und dem nahegelegenen Postamt, nur für den Brieftransport. Zur „Post-U-Bahn“ gibt es einen Dokumentarfilm aus den späten 1960er-Jahren, der am 7. März ebenfalls regelmäßig zu sehen sein wird.

Daneben präsentiert auch das Archiv der Akademie der Bildenden Künste zeitgenössisches Material und eine Ausstellung unter dem Titel „Die Kommunikation der Studentenrevolte an der AdBK München 1968/69“. Außerdem sind die Bayerische Staatsbibliothek und das TUM.Archiv mit Ausstellungen zu Gast im Foyer der Bibliothek des Deutschen Museums. Sie zeigen „Illustrierte Künstlerautographen“, unter anderem von Hermann von Kaulbach und Olaf Gulbransson, und „Feldpost an das Institut für Organische Chemie“ mit dem Briefwechsel von Nobelpreisträger Hans Fischer und seinen Mitarbeitern.

Geöffnet ist von 10 bis 17 Uhr, die Magazinführungen starten um 10, 12, 14 und 16 Uhr. Der Eintritt ist frei.

Das Archiv des Deutschen Museums in Zahlen

1903 gegründet

4700 Regalmeter

13 Mitarbeiter

365 Nachlässe

22 000 Handschriften (13. bis 20. Jahrhundert)

1 400 000 Fotos

35 Firmenarchive

Firmenschriftensammlung von ca. 17 000 Unternehmen mit 160 000 Einzelstücken

120 000 Pläne, Zeichnungen, Stiche und Grafiken

13 Spezialsammlungen (12 000 Ordner allein zur Luft-und Raumfahrt)

15 000 Buntpapiere aus aller Welt

10 000 Karten seit dem 16. Jahrhundert

11 000 Porträts von Wissenschaftlern und Ingenieuren

3000 Medaillen zu bedeutenden Persönlichkeiten und Ereignissen

3000 Filme und Videos

600 Tonbänder und Schallplatten

Ältestes Stück ist ein Albertus Magnus-Codex zur Physik aus dem 13. Jahrhundert

Aus dem 20./21. Jahrhundert stammen die modernsten Unterlagen, der Nachlass des Physikers Paul Kienle (1931-2013) oder des Physik-Nobelpreisträgers Rudolf Mößbauer (1929-2011)

Bild 1/2

Brief und Siegel: Das Schreiben von Goethe an Knoll aus dem Jahr 1832.

Frei zur Veröffentlichung nur mit dem Vermerk

Foto: Deutsches Museum

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Bild 2/2

Mit flatterndem Band: Oskar von Miller hatte die Karte im Umschlag 1929 aus einem Zeppelin abgeworfen.

Frei zur Veröffentlichung nur mit dem Vermerk

Foto: Deutsches Museum

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