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Es ist quasi eine eigene Ausstellung in der Ausstellung: die Schatzkammer optischer Instrumente, die ab sofort in der Ausstellung „Klassische Optik“ im Deutschen Museum zu sehen ist. 220 Exponate von der Antike bis zum 20. Jahrhundert werden dort präsentiert. Mikroskope aller Art, Fernrohre, Spiegel, Prismen und vieles mehr.

„Diese optischen Instrumente eröffnen Blicke in die Weiten des Universums oder in den Mikrokosmos. Man kann damit Himmelskörper entdecken – oder neue Einzeller-Arten“, sagt Wolfgang M. Heckl, Generaldirektor des Deutschen Museums. „Was mich aber am meisten beeindruckt: Hinter den Instrumenten steckt wissenschaftliche Forschung und Erkenntnis – aber auch großartige Handwerkskunst. Das macht die Instrumente zu Meisterwerken. In mehrfacher Hinsicht.“

Acht Objekte werden dabei hervorgehoben – sie sind sozusagen die besonderen Meisterwerke unter den Meisterwerken. Darunter sind auch zwei unscheinbare, aber äußerst wertvolle Exponate: Es sind zwei gut 300 Jahre alte Mikroskope von Antoni van Leeuwenhoek (1632 – 1723), die das Deutsche Museum pünktlich zum 300. Todestag von Leeuwenhoek wieder ausstellt. Mit solchen Mikroskopen entdeckte Leeuwenhoek zum Beispiel Spermatozoen und rote Blutkörperchen, der holländische Gelehrte gilt deshalb heute als „Vater der Mikrobiologie“. „Nur diese zwei Leeuwenhoek-Mikroskope gibt es in Deutschland öffentlich zu sehen – und nur etwa ein Dutzend bekannte Exemplare auf der ganzen Welt“, sagt Johannes-Geert Hagmann, der Kurator der Ausstellung. „Bezahlt haben wir 1906 beim Ankauf der Mikroskope aus Holland zehn Gulden – der Gegenwert von 100 Kilo Zucker damals.“

Aber auch das jüngste Ausstellungstück kann sich sehen lassen: Es ist ein Nachbau des Elektronenmikroskops von Ernst Ruska, der 1986 für diese Erfindung den Nobelpreis bekam. Mit diesen Mikroskopen wurde es erstmals möglich, Viren darzustellen.

Das vierköpfige Kuratorenteam der Ausstellung hat besonderen Wert darauf gelegt, dass sich anhand der Objekte auch spannende Geschichten erzählen lassen. So zum Beispiel mit dem optischen Gehaltmesser von Carl August Steinheil von 1842. Damit konnte man den Alkohol- und Malzzuckergehalt von Bier messen – gerade in Bayern eine Erfindung mit großem Potential. Auch, weil die Bevölkerung immer wieder argwöhnte, die Brauer würden zu wässriges Bier zu teuer verkaufen. Bei den Brauern machte sich Steinheil mit seiner Erfindung allerdings weniger beliebt.

Oder der Prismenspektralapparat von Joseph von Fraunhofer aus dem Jahr 1814: Mit diesem Gerät wurden die Fraunhofer-Linien im Spektrum des Sonnenlichts entdeckt – ohne dass Fraunhofer wusste, was er da entdeckt hatte. Erst 160 Jahre später konnte das Rätsel gelöst werden: Mit den Linien lassen sich die chemischen Elemente in der Sonnenatmosphäre bestimmen – diese Erkenntnis spielt auch in der modernen Astronomie noch eine große Rolle.

Oder kuriose Objekte wie ein japanischer Zauberspiegel und ein sogenannter Lerchenspiegel. Mit diesem ließen sich die Singvögel scharenweise anlocken – nur, um dann gefangen und später verspeist zu werden; sie galten früher nämlich als Delikatesse und wurden vor allem im Raum um Leipzig gejagt.

Insgesamt 40 Kubikmeter Rauminhalt hat die fast vier Meter hohe Großvitrine dieser Schatzkammer – sie ist eine der größten Vitrinen im Museum und bildet mit ihren elf Segmenten einen offenen Kreis. 220 Objekte bieten eine schier überbordende Fülle von Eindrücken. Trotzdem lassen sich all diese Schätze erschließen – mit drei Medienstationen, die Informationen zu jedem einzelnen Exponat liefern. „Mit der Schatzkammer möchten wir als Deutsches Museum unterstreichen, dass wir als sammelnde Einrichtung ein Kulturspeicher für das naturwissenschaftlich-technische Gedächtnis sind“, sagt Kurator Hagmann. Mehr als 3000 optische Instrumente befinden sich insgesamt in der Sammlung des Museums – Besucherinnen und Besucher bekommen in der Großvitrine also tatsächlich nur einen winzigen Ausschnitt zu sehen. „Allerdings zeigen wir in dieser Wunderkammer eine sehr exquisite Auswahl unserer größten Schätze.“

Daten und Fakten zur Schatzkammer

  • Zahl der Exponate: 220
  • Rauminhalt der Vitrine: 40 Kubikmeter
  • Älteste Exponate: Bronzespiegel, 3. bis 1. Jahrhundert vor Chr.
  • Jüngstes Exponat: Elektronenmikroskop von Ernst Ruska (1980, Nachbau)
  • Kleinstes Exponat: Irisierender Knopf von John Barton
    Der Knopf stammt aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts und misst 25 mal 28 Millimeter. Je nach Lichteinfall schillert der metallene Knopf in unterschiedlichen Farben. Grund dafür ist die gemusterte Oberfläche. Das aus Dreiecken zusammengesetzte Bild besteht aus lauter feinen, unsichtbaren Linien. Sie wurden mithilfe von Diamantspitzen in das Metall geritzt. An diesen Vertiefungen wird das Licht reflektiert und in einzelne Farben aufgespalten. Sir John Barton (1771 − 1834) ließ sich das Verfahren 1822 patentieren, um die Mäntel englischer Dandies aufzuhübschen.

Zur Ausstellung „Klassische Optik“ gibt es einen Katalog, in dem auch sämtliche 220 Exponate der „Schatzkammer“ erläutert werden: www.deutsches-museum.de/museum/verlag/publikation/klassische-optik

Mehr zur Ausstellung „Klassische Optik“: www.deutsches-museum.de/museumsinsel/ausstellung/klassische-optik

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Blick in die Schatzkammer mit den Medienstationen.

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Foto: Deutsches Museum

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Auf den ersten Blick wirken diese Geräte recht unscheinbar, doch gelten die von Antoni van Leeuwenhoek (1632 – 1723) entwickelten Instrumente als wahre Meisterwerke - die ersten Mikroskope der Welt. Leeuwenhoek entdeckte damit zum Beispiel Spermatozoen und rote Blutkörperchen und gilt damit als "Vater der Mikrobiologie". Die beiden Exemplare in der Schatzkammer sind die einzigen Originale, die in Deutschland zu sehen sind. Weltweit gibt es nur etwa ein Dutzend bekannter Exemplare.

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Bild 3/7

Der Lerchenspiegel: Mit solchen Instrumenten wurden Singvögel scharenweise angelockt, um sie zu fangen und dann zu verspeisen.

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Bild 4/7

Der "irisierende Knopf" von John Barton aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts ist das kleinste Exponat in der Schatzkammer mit nur 25 mal 28 Millimetern.

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Mit dem optischen Gehaltmesser von Carl August Steinheil aus dem Jahr 1842 konnte man den Alkohol- und Malzzuckergehalt von Bier messen.

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Der Weg in die neue Schatzkammer führt vorbei an den drei Dioramen, die die Besucherinnen und Besucher gleich nach dem Eingang in die Klassische Optik links empfangen.

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Direkt gegenüber der Schatzkammer befindet sich das Mikroskopische Theater in der Ausstellung Klassische Optik.

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