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Prof. Dr. Friedrich Steinle, TU Berlin
"System, Materialität, Praxis: Konflikte zur Farbenordnung im 18. Jahrhundert"                    

In der Geschichte des Farbenwissens spielt das 18. Jahrhundert eine besondere Rolle: nicht nur nahm der praktische Umgang mit Farben in Textilwesen, Handel und Malerei enorm an Umfang zu, sondern auch von Seiten der systematisierenden und theoretischen Zugriffe gab es neue und spektakuläre Ansätze. Newton stellte zu Anfang des Jahrhunderts eine auf Physik basierte Farbenlehre vor, zugleich gelang wenig später dem Maler Le Blon erstmals die Herstellung eines vollfarbigen Druckes mit nur drei Grundfarben. Die schon ältere Dreifarbenlehre erhielt damit eine spektakuläre Bestätigung, war aber unvereinbar mit Newtons in der Naturphilosophie rasch anerkannten Farbenlehre. Aus dieser Konstellation erwuchsen über Jahrzehnte hinweg Dispute und Polemiken, die mit unterschiedlichen Zielsetzungen, sozialen Gruppen und Praxisfeldern zu tun hatten. Im Vortrag geht es um diese Entwicklung, in der die ungeklärte Frage der Materialität der Farbe eine zentrale Rolle spielte.

Kurz CV
Friedrich Steinle ist seit 2009 Professor für Wissenschaftsgeschichte an der TU Berlin. Nach einem Studium der Physik wurde er 1990 in Tübingen mit einem Thema zur Entwicklung von Newtons Mechanik promoviert. In seiner Habilitation (TU Berlin, 2000) untersuchte er zur experimentellen Forschungspraxis im frühen Elektromagnetismus. Ab 2004 hatte er Professuren in Lyon und Wuppertal. Seine Forschungsschwerpunkte liegen in der Geschichte und Philosophie des Experimentes, der Geschichte der Farbenforschung, der Geschichte von Elektrizität und Magnetismus, und der historischen Dynamik wissenschaftlicher Begriffe.