Die Veranstaltung findet in Präsenz im Bibliotheksbau, Alter Seminarraum 1402 statt
oder über Zoom Link: https://zoom.us/j/98827038788?pwd=Vm03RW05Q0dZNmtUQ2FjVnZtNVlydz09
Prof. Dr. Hans-Christian von Herrmann, TU Berlin
"Ein Rechenwerk und zugleich der Himmel noch einmal." - Konturen einer Wissensgeschichte des Projektionsplanetariums
Das Projektionsplanetarium entstand vor 100 Jahren im Auftrag des Deutschen Museums als komplexe Konstruktionslösung bei Carl Zeiss in Jena. Was als Einzelstück für das neue Ausstellungsgebäude in München geplant war, entwickelte sich innerhalb weniger Jahre zu einem emblematischen Objekt des 20. Jahrhunderts. Worauf aber gründet sich diese besondere Modernität? Und was genau lässt sich bei einem Besuch unter der Kuppel lernen? Ist der Stand des astronomischen Wissens, den dieses Modell wiedergibt, nicht der des 17. Jahrhunderts? Und hat sein ästhetischer Reiz seine Quellen nicht im späten 18. und frühen 19. Jahrhundert, nämlich im emphatischen Himmelsbezug der Philosophie Immanuel Kants? Der Vortrag möchte ausgehend von diesen Fragen zeigen, wie das technische Artefakt des Projektionsplanetariums den Sternenhimmel als ein künstliches Präparat präsentiert und sich auf diese Weise mit der Wissenschaftsforschung der 1920er und 1930er Jahre (Max Scheler, Ludwik Fleck) und ihrer (gegenüber Kant) radikalisierten Erkenntniskritik berührt.
Hans-Christian von Herrmann ist seit 2011 Professor für Literaturwissenschaft an der TU Berlin. Er widmet sich der Frage, welche Perspektiven sich aus der Beschäftigung mit Literatur für die Wissenschafts- und Technikforschung gewinnen lassen. Von 2011 bis 2016 leitete er ein DFG-Forschungsprojekt zur Geschichte der Projektionsplanetariums.