
Bild: Deutsches Museum, München | Hubert Czech
Publikationspreis des Deutschen Museums

PreisträgerInnen und Jury bei der Verleihung des Publikationspreises 2023 Bild: Deutsches Museum, München | Hubert Czech
Verleihung des Publikationspreises für das Jahr 2022
Die Verleihung der Publikationspreise für das Jahr 2022 fand in diesem Jahr am 28. November 2023 im Bibliotheksbau des Deutschen Museums statt.
Prof. Dr. Wolfgang Heckl überreichte im Namen der Jury die Publikationspreise für im Vorjahr am Deutschen Museum oder den kooperierenden Universitätsinstituten entstandene Veröffentlichungen, die von hoher Qualität und in ihrer Art vorbildlich sind.
Die Jury, Prof. Dr. Helmuth Trischler, Prof. Dr. Wolfgang M. Heckl, Ulrike Leutheusser und Prof. Dr. Kärin Nickelsen, hatte die Preisträgerinnen in ihrer Sitzung einstimmig ausgewählt.
Prämierte Publikationen
Prämierte Publikationen 2023 Bild: Deutsches Museum, München | Hubert Czech
Der Forschungspreis wurde in diesem Jahr an zwei Publikationen verliehen:
Dr. Julia Bloemer
erhielt den Preis für das Buch:
Empirie im Mönchsgewand. Naturforschung in süddeutschen Klöstern des 18. Jahrhunderts. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 2022.
Die Arbeit untersucht das Zusammenwirken von naturwissenschaftlichen Praktiken und religiöser Lebensweise am Beispiel süddeutscher Klöster in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Monastische Naturforschung bildete eine nach innen gerichtete Wissenschaftskultur, deren spezifische Eigenschaften wesentlich aus der pragmatischen Verknüpfung von Klosterleben und Forschungspraxis resultierten. Der Fokus liegt dabei nicht auf Kräutergärten oder naturhistorischen Sammlungen, die zumeist mit Klöstern verbunden werden, sondern auf physikalischen Gebieten wie Wetterbeobachtung, Astronomie und Elektrizität. Wie Julia Bloemer anhand der materiellen Kultur der Messapparate und Demonstrationsexperimente ebenso akribisch wie überzeugend nachweist, waren die hier geforderten Praktiken besonders gut mit dem Klosterleben vereinbar.
Die Wirkung monastischer Naturforschung ging über die Grenzen des Klosters hinaus. Von einer „öffentlichen Wissenschaft“ zu sprechen, wie sie sich zeitgleich allenthalben in Europa herauszubilden begann, wäre jedoch verfehlt. Die Interaktion zwischen monastischer Naturforschung und laikaler Wissenschaft blieb vielmehr eng begrenzt.
Eine besondere Stärke der Studie ist, dass sie objektgeschichtliche Quellen, wissenschaftliche Instrumente und ihre Dokumentationen, zum Sprechen bringt und die klösterlichen Sammlungen in ihrer örtlichen Gebundenheit erschließt und verortet. Das ist Geschichte der materiellen Kultur im besten Sinne, die noch dazu sehr gut geschrieben ist.
Aus dem Team Konservierungswissenschaft erhielten
Dr. Anna Micheluz, Dr. Eva Mariasole Angelin, Julia Sawitzki und Dr. Marisa Pamplona
den Preis für den Artikel
Plastics in robots: a degradation study of a humanoid skin mask made of soft urethane
Elastomer, in: Heritage Science 10:4 (2022): https://doi.org/10.1186/s40494-021-00636-8.
Als Plastikzeitalter ist die Periode seit den 1950er Jahren vielfach tituliert worden und das mit guten Gründen. Kunststoffe findet sich heute überall; sie sind zu einem Marker des Anthropozäns geworden – und stellen eine große Herausforderung für die Museen dar. Im Deutschen Museum bestehen weit über 10.000 Objekte ganz oder teilweise aus Plastik, und damit aus einem Material, das rasch ermüdet und sich zu zersetzen beginnt.
Diese Prozesse anhand der Museumsobjekte zu erforschen und die bestgeeigneten Verfahren ihrer Konservierung zu entwickeln, ist eine der Hauptaufgaben des Teams der Konservierungswissenschaft. Mit großem wissenschaftlichem und praktischem Erfolg, wie exemplarisch die Erforschung zentraler Exponate der Robotikausstellung unter Beweis stellt. In einer international führenden Zeitschrift publiziert, zeigt der Artikel auf, welch enormer Aufwand an laboranalytisch gestützter Forschung erforderlich ist, um die besonders rasch verlaufenden Zerfallsprozesse der Polyurethane, aus denen etwa die humanoiden Roboter der Sammlung bestehen, vertieft zu verstehen und wirkungsvolle konservatorische Gegenmaßnahmen zu ergreifen. Das ist Museumsforschung im besten Sinne: theoretisch reflektiert, methodisch innovativ, hochrangig publiziert und von großem praktischem Nutzen.
Die Jury zeichnet mit diesem Preis pars pro toto die hervorragende Arbeit des gesamten Teams der Konservierungswissenschaft des Deutschen Museums aus.

Bild: Deutsches Museum | Mönch, Kathrin
Bildungspreis
Der Bildungspreis für das Jahr 2022 ging an
Ludwig Bauer, Dr. Annekathrin Baumann, Dr. Johannes-Geert Hagmann und Dr. Daniela Schneevoigt
für den Ausstellungskatalog
Klassische Optik. Vom Sichtbaren zum Messbaren. München: Deutsches Museum, 2022.
Der Ausstellungskatalog ist gewissermaßen die Königsdisziplin der Museumsforschung. Hier wird die Ausstellung als Publikation im dreidimensionalen Raum mit all ihrer Vorlauf- und Begleitforschung in den zweidimensionale Raum der Buchpublikation rückgeführt – und das für eine Leserschaft, die das Gesamtspektrum der Museumsbesucher:innen umfasst, und damit weit über die fachwissenschaftliche Gemeinschaft hinausreicht. Das bedeutet einen schwierigen Spagat zwischen fachwissenschaftlicher Tiefe und populärwissenschaftlicher Breite, zwischen vertiefter Information und breiter Kontextualisierung.
Diesen akrobatischen Akt hat das Ausstellungsteam der Optik hervorragend gemeistert. Der Katalog dokumentiert die außergewöhnliche Entwicklung jener Disziplin, die für den Menschen Unsichtbares sichtbar und Unbestimmtes messbar gemacht hat, anhand herausragender Instrumente aus den Museumssammlungen. Er erzählt nicht nur spannende Objektgeschichten, sondern bietet auch faszinierende Einblicke hinter die Kulissen der Museumsarbeit und damit ein Making-of der Optikausstellung. Und er vertieft zentrale Aspekte der Entwicklung der klassischen Optik von der Antike bis zur Gegenwart durch Essays aus der Feder führender Expert:innen.
Besonders hervorzuheben ist zudem, dass es dem Team gelungen ist, den Katalog quasi zeitgleich mit der Eröffnung der neuen Ausstellung fertigzustellen. Auch das ist eine nicht hoch genug zu bewertende Meisterleistung.