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Verleihung des Publikationspreises für das Jahr 2021

Endlich konnte die Verleihung der Publikationspreise in diesem Jahr wieder mit Publikum stattfinden. Am 29.11.2022 überreichte Helmuth Trischler im Namen der Jury die Publikationspreise für im Vorjahr am Deutschen Museum oder den kooperierenden Universitätsinstituten entstandene Veröffentlichungen, die von hoher Qualität und in ihrer Art vorbildlich sind.

Die Jury, Prof. Dr. Helmuth Trischler, Prof. Dr. Wolfgang M. Heckl, Ulrike Leutheusser und Prof. Dr. Kärin Nickelsen, hatte die Preisträgerinnen in ihrer Sitzung vom 27. September 2022 einstimmig ausgewählt.

Laudationes

Der Forschungspreis wurde in diesem Jahr gleich zweimal vergeben. Dr. Charlotte Holzer erhielt ihn für ihr Buch Das Kleid aus Glas. Eine Restaurierungsgeschichte im Deutschen Museum. München: Deutsches Museum, 2021.

 „Ein Kleid aus Glas – welch ein ungewöhnliches Objekt, das sich etablierten Kategorien der Analyse und Betrachtung entzieht und einen anspruchsvollen Mix von Methoden erfordert, um es in seiner Bedeutung zu verstehen und ein forschungsbasiertes Restaurierungskonzept entwickeln zu können. Beides ist der Preisträgerin überaus überzeugend gelungen.

Die Studie verknüpft sozial-, kultur- und technikhistorische Methoden und Narrative mit materialanalytischen Verfahren und Beschreibungen. In dieser Verknüpfung ist eine multiperspektive Zusammenschau der Biografie eines Objektes entstanden, dessen herausragende kulturelle und technische Bedeutung jeden Aufwand für seine Erhaltung rechtfertigt. Dass Dr. Holzer im Zuge ihrer Forschungsarbeiten auch eine ebenso sorgfältige wie gelungene Konservierung und Restaurierung des Kleides geleistet hat, ist ein ihr hoch anzurechnendes Verdienst. Und darüber hinaus hat sie in einer Ausstellung und einer Fülle von Vorträgen, Veranstaltungen und Medienbeiträgen die Ergebnisse ihrer Forschung öffentlich breit kommuniziert. Besser kann man Forschung, Sammlung, Restaurierung, Ausstellung und Vermittlung – und damit den gesamten Katalog der Aufgaben eines Museums – nicht miteinander verbinden.“

Weitere Informationen zu dem Buch

Dr. Fabienne Will freute sich über den zweiten Forschungspreis für ihr Buch Evidenz für das Anthropozän. Wissensbildung und Aushandlungsprozesse an der Schnittstelle von Natur-, Geistes- und Sozialwissenschaften. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 2021.

 „Seit gut zwei Jahrzehnten wird in Wissenschaft und Öffentlichkeit eine intensive Debatte um das Anthropozän als eine durch tiefe menschliche Eingriffe in die Geologie und Biologie der Erde gekennzeichnete Epoche geführt. Das Deutsche Museum hat sich mit der Sonderausstellung „Willkommen im Anthropozän. Unsere Verantwortung für die Zukunft der Erde“ in diese Debatte aktiv eingemischt. Mit der Ausstellung verbunden waren eine ganze Reihe von Projekten der Begleit- und Folgeforschung, darunter auch das von der Preisträgerin bearbeitete zu Evidenzpraktiken in den wissenschaftlichen Auseinandersetzungen um das Anthropozänkonzept.

Dr. Will brennt in ihrem Buch ein wahres Feuerwerk von innovativen Ergebnissen ab. Deutlich wird dabei, wie eng die Debatten um das Anthropozän als geologisches Konzept, als kulturelles Konzept und als gesellschaftliches Phänomen miteinander verknüpft sind. Durch die Provokation der Anthropozänthese geraten die etablierten disziplinären Verfahren der Sicherung wissenschaftlicher Belege und Beweise unter Legitimierungsdruck und werden im intra-, inter- und transdisziplinären Raum neu verhandelt. Deutlich wird auch, dass es längst nicht mehr nur ein, sondern viele verschiedene Anthropozänkonzepte gibt. Wer in diesem Dickicht der unterschiedlichen Debatten den Überblick behalten möchte, dem bietet das Buch von Dr. Will einen hoch verlässlichen Kompass.“

Weitere Informationen zu dem Buch

 

Charlotte Holzer und Fabienne Will sind zudem hervorragende Beispiele, wie guter wissenschaftlicher Nachwuchs im Deutschen Museum nicht nur ausgebildet – beide Arbeiten sind im Rahmen von Promotionsprojekten des Hauses entstanden –, sondern auch für das Museum gesichert werden kann. Denn beide haben mittlerweile Mitarbeiter-Stellen im Haus inne. Fabienne Will ist im MSCL tätig und übernimmt dabei auch die Schnittstellenfunktion zwischen der Bildung und Universitäten sowie Partnerinstitutionen für unser Science Communication Lab; Charlotte Holzer arbeitet in der Zentralabteilung und bildet ein Scharnier zwischen Restaurierungsforschung und Restaurierungspraxis.