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Inhalt

Ökonomisierungslogiken in der deutschen Wissenschaft: Die Programmorientierte Förderung der Helmholtz-Gemeinschaft

Gefördert von

DFG – Deutsche Forschungsgemeinschaft

Bearbeitet von

Projektbeschreibung

2. Phase:
Ökonomisierungslogiken in der deutschen Wissenschaft: Die Programmorientierte Förderung der Helmholtz-Gemeinschaft

Das Projekt beleuchtet die beiden miteinander verschränkten Handlungsmodi von Kooperation und Konkurrenz innerhalb der Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren e. V. (HGF). Unter den großen deutschen Wissenschaftsorganisationen eignet sich insbesondere die HGF für diese Untersuchung, da sich in ihr die Bedeutungszunahme ökonomischer Logiken in der Forschungssteuerung in besonderem Maße manifestiert.
Den vorläufigen Abschluss einer langwierigen Reformphase bildeten für die HGF im Jahr 2001 die Reform ihrer Governance-Struktur und die Einführung einer neuen Art der Mittelvergabe – die „Programmorientierte Förderung“ (POF). Statt den einzelnen Helmholtz-Zentren Globalhaushalte zur Verfügung zu stellen, fließen die Mittel seitdem in sechs festgelegte Forschungsbereiche und werden im Wettbewerb zwischen den Zentren vergeben.
Das Projekt untersucht die Debatten um die organisatorische Neuausrichtung der HGF und den konfliktreichen Prozess der Einführung neuer Steuerungsmechanismen im deutschen Wissenschaftssystem Dabei wird es von der Frage geleitet, welche Auswirkung die Implementierung ökonomischer Logiken im Bereich der Forschungsförderung auf Kooperations- und Konkurrenzbeziehungen in der Wissenschaft hatte. Zudem wird die These überprüft, dass die Wissenschaft auf eine Destabilisierung ihrer etablierten epistemischen Kultur durch externe Intensivierung von Konkurrenz mit Versuchen zur Restabilisierung durch verstärkte interne Kooperation antwortet.

1. Phase:
Die Allianz der Wissenschaftsorganisationen: Korporatismus in der bundesdeutschen Forschung zwischen Kooperation und Konkurrenz

Das Projekt untersucht die Frage, wie sich die Allianz der Wissenschaftsorganisationen seit den 1960er-Jahren herausbildete, im Wandel bundesdeutscher Forschungspolitik verfestigte und diese im engen Austausch mit staatlichen Akteuren aktiv mitgestaltete. Neben der Auswertung umfangreicher, teils noch nicht erschlossener Archivbestände werden im Rahmen des Forschungsvorhabens Interviews mit ZeitzeugInnen aus Wissenschaft und Politik geführt.

Die Allianz der Wissenschaftsorganisationen

Die Allianz der Wissenschaftsorganisationen, im Insiderjargon „Heilige Allianz“ genannt, versammelt die maßgeblichen Wissenschafts- und Forschungseinrichtungen Deutschlands. Sie nimmt Stellung zu zentralen Fragen der Wissenschaftsorganisation und ist damit ein wichtiges Beratungsgremium der Wissenschaftspolitik. Zugleich kann man sie auch als Lobbyorganisation der Wissenschaft und als korporatistisches Element der Forschungsorganisation verstehen.
Die Allianz versucht, die divergierenden Interessen ihrer Mitgliedsorganisationen zu bündeln und zu harmonisieren. Das rückt sie in das Zentrum des Spannungsfelds von Kooperation und Konkurrenz.

Kooperation und Konkurrenz

Die in der Allianz versammelten Wissenschaftsorganisationen werden durch den Bund und die Länder finanziert. Folglich liegt die Vermutung nahe, dass sie untereinander um diese begrenzte monetäre Prämie konkurrieren, zumal der Wissenschaftsbetrieb häufig als Wettkampf aller gegen alle beschrieben wird. Dabei wird übersehen, dass WissenschaftlerInnen ebenso wie Wissenschaftsorganisationen gleichzeitig in kooperative Strukturen eingebunden sind.

Am Beispiel der Allianz der Wissenschaftsorganisationen untersucht das Forschungsprojekt die spannungsreiche Gleichzeitigkeit von Kooperation und Konkurrenz.

Das Projekt ist Teil der DFG-Forschungsgruppe FOR  2553 "Kooperation und Konkurrenz in den Wissenschaften", die von Kärin Nickelsen (LMU München) als Sprecherin geleitet wird: https://www.kooperation-und-konkurrenz.geschichte.uni-muenchen.de/index.html

Veranstaltungen

Vorträge:

  • Helmuth Trischler und Vanessa Osganian: Wuppertal, Bergische Universität, Workshop „Staatliche Forschungsfinanzierung in der Bundesrepublik nach 1945“, 11.3.2021: Kooperation trotz Konkurrenz. Die Allianz der Wissenschaftsorganisationen und die Frage nach der Finanzierung von Forschung (online).
  • Vanessa Osganian: München, LMU, Workshop „Evaluation in den Geisteswissenschaften - Institutionen, Personen, Praktiken“, 18.3.2021: Evaluation, Konkurrenz und Konflikte. Reaktionen der Allianz der Wissenschaftsorganisationen auf die Wiedervereinigung (online).
  • Helmuth Trischler und Vanessa Osganian: Berlin, MPI für Wissenschaftsgeschichte, Workshop des Forschungsprogramms „Geschichte der MPG“, 22.4.2021: 10 Thesen zur Interaktionsdynamik von Wissenschaft und Politik unter besonderer Berücksichtigung der Fraunhofer-Gesellschaft und der Helmholtz-Gemeinschaft (online).
  • Vanessa Osganian: München, Abschlusskonferenz der DFG-Forschungsgruppe Kooperation und Konkurrenz in den Wissenschaften, 28.9.2021: Die Allianz zwischen Kooperation und Konkurrenz. Thesen zum Zusammenwirken der Wissenschaftsorganisationen.
  • Vanessa Osganian: Berlin, Gemeinsame Herbsttagung der DGS-Sektionen Wissenschafts- und Technikforschung und Organisationssoziologie „Wettbewerb und Organisation – Vergleichende Perspektiven“, 24.-25.11.2022: Kooperation in Konkurrenzen. Die Allianz der Wissenschaftsorganisationen als kooperative Akteurin auf dem kompetitiven Feld der Forschungsförderung.
  • Helmuth Trischler: Karlsruhe, Ringvorlesung des KIT zum Thema „Technische Hochschulen. Perspektiven der Universitätsgeschichte“, 21.6.2018: Kooperation und Konkurrenz zwischen Hochschulen und außeruniversitärer Forschung in Deutschland.
  • Vanessa Osganian: München, Projekttage der Forschungsgruppe „Kooperation und Konkurrenz in den Wissenschaften“, 8.10.2018: Die Allianz der Wissenschaftsorganisationen.
  • Helmuth Trischler und Vanessa Osganian: Berlin, Kolloquium des Forschungsprogramms zur Geschichte der Max-Planck-Gesellschaft, 5.11.2018:  
  • Vanessa Osganian: München, TU und Deutsches Museum, Oberseminar zur Technik- und Wissenschaftsgeschichte, 28.1.2019: Die Allianz der Wissenschaftsorganisationen zwischen Kooperation und Konkurenz.
  • Vanessa Osganian: Bonn, 3. Jahrestagung der GWMT „Evidenz in den Wissenschaften“, 27.9.2019: Evidenzpraktiken in der Allianz der Wissenschaftsorganisationen. Institutionalisierung, Schließungs- und Öffnungstendenzen.
  • Vanessa Osganian: Stuttgart, Tagung „Das Ende des Goldenen Zeitalters“, 21.11.2019: Wissenschaftliche Selbstverwaltung im Umbruch? Die Allianz der Wissenschaftsorganisationen in den 1970er Jahren.


Workshop:

Veröffentlichungen

  • Osganian, Vanessa / Trischler, Helmuth: Die Max-Planck-Gesellschaft als wissenschaftspolitische Akteurin in der Allianz der Wissenschaftsorganisationen. Ergebnisse des Forschungsprogramms Geschichte der Max-Planck-Gesellschaft, Preprint 16.  Herausgegeben von Florian Schmaltz, Jürgen Renn, Carsten Reinhardt und Jürgen Kocka. Berlin 2022.
    DOI: https://doi.org/10.17617/2.3363237
  • Osganian, Vanessa: Competitive Cooperation. Institutional and Social Dimensions of Collaboration in the Alliance of Science Organisations in Germany. In: NTM 30 (2022) H. 1. S 1-27.
    DOI: https://doi.org/10.1007/s00048-022-00322-1
  • Trischler, Helmuth (im Erscheinen): Kooperation und Konkurrenz zwischen Hochschulen und außeruniversitärer Forschung in Deutschland – Der „Modellfall“ Karlsruhe im Kontext bundesdeutscher Wissenschaftsorganisation. In: Jahrbuch für Universitätsgeschichte 22 (2019).
  • Trischler, Helmuth; Wirsching Andreas (im Erscheinen): Wettbewerb durch Kooperation und Konsens: Modernisierungsstrategien im europäischen Forschungs- und Innovationssystem und bundesdeutsche Reaktionsdynamiken ca. 1970–2000. In: Nickelsen, Kärin (Hrsg.): Konkurrenz und Kooperation in den Wissenschaften der 1970er–1990er Jahre (2021).

Kooperationspartner

Weitere Forschungsprojekte