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Fotografien des gesamten "rollenden Materials" dieser strategisch bedeutsamen russischen Eisenbahnlinie, von der "Holzklasse" bis zum Zarenwaggon.

Der Bau einer ersten kurzen Eisenbahnlinie von St. Petersburg in die nahegelegenen, für ihre Schlösser berühmten Orte Zarskoe Selo und Pawlowsk wurde bereits 1836 in Angriff genommen. Doch von der Anbindung der Zarenresidenzen an die Hauptstadt abgesehen, lief der Bahnbau in Russland schleppend an. 1857 war lediglich die Verbindung zwischen Moskau und Sankt Petersburg fertiggestellt. Daneben verband die Eisenbahn das zu Russland gehörige Warschau mit Berlin und dem damals österreichischen Krakau. In diesem Jahr beschloss der Zar deshalb den Bau von fünf weiteren Eisenbahnlinien, darunter der von St. Petersburg nach Warschau. Damit sollte Russlands Hauptstadt eine durchgehende Eisenbahnverbindung nach Deutschland und Österreich erhalten. Eine Reise von St. Petersburg nach Berlin sollte auf dem Landweg künftig nicht mehr mindestens eine Woche, sondern nur noch eineinhalb Tage dauern.

Das Kapital zur Verwirklichung des Projekts stellten im Wesentlichen französische Banken zur Verfügung. Entsprechend lag die Ausführung dieser rund 1100 km langen, zwischen 1857 und 1862 gebauten Linie in der Hand französischer Ingenieure und Unternehmen. Ein derartiges, mehr als 30 000 Arbeiter beschäftigendes Großprojekt stellte diese in dem noch rückständigen Land vor größte Herausforderungen. So gestaltete sich der Transport der für die großen Brückenbauten notwendigen Materialien aus Frankreich nach Russland äußerst schwierig.

Das ein Jahr nach Fertigstellung der Bahnlinie herausgegebene „Album photographique“ beinhaltet Fotografien der zwischen St. Petersburg und Warschau verkehrenden Lokomotiven und Waggons, darunter auch die der Zarenfamilie dienenden Wägen. Da es zu Beginn der 1860er-Jahre noch nicht möglich war, Fotografien zu drucken, wurden die Fotos eingeklebt. Dies war eine einfache und nahe liegende Möglichkeit, Fotos zu Illustrationszwecken zu verwenden. Es ist zu vermuten, dass es sich bei diesem äußerst seltenen Album um einen Privatdruck einer französischen Firma handelt, den am Bau beteiligte Ingenieure nach Abschluss der Arbeiten als Geschenk erhielten. Vergleichbare Alben gibt es auch für andere Brücken- und Eisenbahnbauten mit französischer Beteiligung. Derartige Alben erschienen in geringer Auflage, keinesfalls mehr als 100 Exemplare. Die Fotografien stammen von dem vermutlich französischen Fotografen E. Huard, der wiederholt in Russland tätig war.

Literatur:

Collignon, Ed.: Les Chemins de fer russes. Seconde édition. Paris 1868. Zum Katalogeintrag