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Erste wissenschaftliche Zeitschriften in Deutschland

Mit dem Gedanken, auch in Deutschland eine wissenschaftliche Zeitschrift zu begründen, trug sich als Erster der Mathematiker und Philosoph Gottfried Wilhelm Leibniz (1646–1716). Dieser hatte an 169 Orten in Europa und Asien mehr als tausend Briefpartner, darunter seit 1670 auch Henry Oldenburg. So war Leibniz mit der Arbeit und den Inhalten der Philosophical Transactions bestens vertraut. Doch wurde sein Gesuch zur Gründung einer Zeitschrift von Kaiser Leopold I. abgelehnt.
Ähnlich wie in Frankreich und England entstand die erste wissenschaftliche Zeitschrift in Verbindung mit einer Akademie, der 1652 in Schweinfurt begründeten Academia Naturae Curiosorum. 1712 wurde diese erste naturwissenschaftliche Akademie Europas dann in Kaiserlich Leopoldinisch-Carolinische Deutsche Akademie der Naturforscher umbenannt. Sie besteht ohne Unterbrechung bis heute und führt seit 2008 den Namen Deutsche Akademie der Naturforscher Leopoldina – Nationale Akademie der Wissenschaften. Seit 1670 publizierte die anfänglich vor allem auf die Medizin fokussierte Akademie mit den Miscellanea Curiosa Medico-physica Academiae Naturae Curiosorum die erste wissenschaftliche Zeitschrift im deutschen Sprachraum, die unter einem veränderten Titel noch heute erscheint.

Diese Zeitschrift ist als eine Vorläuferin der Fachzeitschriften zu betrachten, doch informierte sie nicht über die Wissenschaften im Allgemeinen. Es sollte noch bis 1682 dauern bis mit den Acta Eruditorum eine erste allgemeine, auch Rezensionen enthaltende wissenschaftliche Zeitschrift im deutschen Sprachraum entstand. Den Entstehungshintergrund bildeten drei in Leipzig ansässige gelehrte Gesellschaften. Der Leipziger Universitätsprofessor Otto Mencke (1644–1707) war in deren Umfeld tätig und wurde dadurch zur Gründung der Zeitschrift angeregt. Diese orientierte sich sowohl inhaltlich als auch aufgrund ihrer engen Erscheinungsweise am Vorbild des Journal des Sçavans wie auch der Philosophical Transactions. Wie bei diesen bestimmten damit auch bei den Acta Eruditorum die Bedürfnisse der Naturwissenschaftler den Inhalt der Zeitschrift wesentlich.
Die Tatsache, dass die Zeitschrift in Latein erschien, ist der am stärksten und unmittelbar auffallende Unterschied zu den Vorbildern. Mencke befürchtete offensichtlich einen mangelnden Absatz außerhalb des deutschen Sprachraums, hätte er Deutsch als Publikationssprache gewählt. Hinzu kam, dass das Lateinische bei den Neuerscheinungen auf dem deutschen Buchmarkt um 1680  noch überwog. Für eine Publikation, die sich an Gelehrte wandte, stand damit die Wahl des Lateinischen letztlich außer Frage. Damit schränkte die Zeitschrift aber gleichzeitig ihren Leserkreis im deutschen Sprachraum ein.
Die Zahl der wissenschaftlichen Zeitschriften blieb im 17. Jahrhundert begrenzt und in den meisten Ländern Europas sollten – wie auch in Nordamerika – erst im folgenden Jahrhundert solche erscheinen. Überall aber bildeten die  Naturwissenschaften einschließlich der Medizin den eindeutigen inhaltlichen Schwerpunkt. Für Naturwissenschaftler nicht nur in Frankreich, England und Deutschland war es an der Wende zum 18. Jahrhundert nichts Außergewöhnliches mehr, die eigenen Forschungsergebnisse zuerst im Journal des Sçavans, den Philosophical Transactions oder den Acta Eruditorum zu publizieren.

Frühe Zeitschriften in der Bibliothek des Deutschen Museums

Zeitschriften stellen für die Erforschung der Wissenschafts- und Technikgeschichte eine zentrale Quelle dar. Werden doch neue wissenschaftliche Erkenntnisse, wie bereits eingangs erwähnt, schon seit langer Zeit zuerst dort veröffentlicht. Für die Museumsbibliothek ist deshalb seit ihrer Gründung die Erwerbung von Zeitschriften wesentlich. Gleichzeitig spielte und spielt die Nutzung des in Zeitschriften enthaltenen Bildmaterials im Rahmen von Ausstellungen immer eine wichtige Rolle.
Die Museumsbibliothek bemühte sich deshalb von Anfang an um die Erwerbung auch der ältesten wissenschaftlichen Zeitschriften. Es ist bemerkenswert, dass die 1903 gegründete Bibliothek die frühen Jahrgänge des Journal des Sçavans, der Philosophical Transactions, der Miscellanea und der Acta Eruditorum ohne größere Lücken besitzt. Unter den auf Naturwissenschaften und Technik ausgerichteten Bibliotheken bildet sie damit eine Ausnahme. Während das Journal des Sçavans durch eine Schenkung erworben werden konnte, kamen die anderen Zeitschriften durch antiquarische Käufe ins Deutsche Museum. Diese vier Zeitschriften sind ebenso wie der übrige, rund 30.000 Titel umfassende Zeitschriftenbestand im Online-Katalog der Bibliothek nachgewiesen. Mit dieser Titelzahl besitzt das Deutsche Museum eine Sammlung an Zeitschriften zu Naturwissenschaften und Technik von großer internationaler Bedeutung. Neben den gedruckten Zeitschriften werden heute auch 35.000 elektronische Zeitschriften angeboten. Darunter auch die Digitalisate der 1665 begründeten ersten wissenschaftlichen Zeitschriften.

Der Artikel erschien zuerst gedruckt in "Kultur+Technik", der Zeitschrift des Deutschen Museums, Heft 02/2015.