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Workshop:

Wege in die Informatik: Werte, Maschinen, Wissenschaften

 vom 23.–25. Oktober 2025

Ort: 
Seminarraum Forschung 1

Call for Papers:
Bewerbungsschluss (Titel und Abstract): 30. Juni 2025

E-Mail: wege-in-die-informatik@deutsches-museum.de

Organisation:

Ulf Hashagen (Deutsches Museum / LMU München)

Rudolf Seising (Deutsches Museum / LMU München)

Andrea Reichenberger (TU München)

Helena Durnová (Masaryk University, Brünn)

In den 1950er- und 1960er-Jahren entstand in der deutschsprachigen Wissenschaftslandschaft die neue Disziplin „Informatik“, die sich vor allem im Austausch und in Abgrenzung zu der im amerikanischen Wissenschaftssystem entstehenden „Computer Science“ etablierte.

Die historischen Wurzeln dieser neuen Wissenschaftsdisziplin finden sich in der Elektrotechnik, der Mathematik und der Logik, und zu kleineren Anteilen auch in anderen Fachrichtungen wie der Philosophie, der Hirnforschung und der Psychologie. Die Informatik hat daher unterschiedliche Vergangenheiten mit verschiedenen fachspezifischen Wertevorstellungen, die in der frühen Phase ihrer Genese aufeinanderstießen und zu Auseinandersetzungen zwischen den Vertretern der verschiedenen Wissenschaftsmilieus führten. Diese sind durch den großen Erfolg, den die Informatik als neue „Leitwissenschaft“ im 20. Jahrhundert genoss, in den Wissenschaften sowie auch im kollektiven Gedächtnis unserer Gesellschaft weitgehend in Vergessenheit geraten.

Die Tagung will diese Vergangenheiten in ihrer gesamten Komplexität kritisch reflektieren. Im Fokus steht die Frage, welche disziplinären Wertekonkurrenzen und neu einsetzenden Wertbildungsprozesse Einfluss auf die Genese der Informatik in den 1950er- und 1960er-Jahren hatten. Außerdem soll untersucht werden, inwiefern diese Entwicklungen für den deutschsprachigen Raum im Vergleich zu anderen europäischen Ländern spezifisch waren. So werden die Transformationsprozesse von Wertesystemen in dem sich formierenden Fach Informatik und deren Rückkopplungseffekte auf die klassischen Wissenschaftsdisziplinen, insbesondere die Mathematik, Physik und Elektrotechnik, analysiert. Dies soll dazu beitragen, das wissenschaftliche Selbstverständnis und den Wertehaushalt der Informatik im 21. Jahrhundert zu hinterfragen und neu zu beleuchten. Ziel der Tagung ist es, den unterschiedlichen Wegen nachzuspüren, die in den 1950er- und 1960er-Jahren in die Informatik führten oder in ihren ursprünglichen Disziplinen verblieben. Methodisch können diese Zugänge biografisch, institutionengeschichtlich, ideengeschichtlich oder analytisch untersucht werden, um nur einige Beispiele zu nennen.

Die Grundannahme für die Diskussion auf der Tagung besagt, dass das neue Artefakt „Computer“ einerseits veränderte Wertesysteme in den die Informatik prägenden Wissenschaftsdisziplinen (Mathematik, Physik, Elektrotechnik, Logik) hervorgebracht hat. Andererseits hat es im deutschen Wissenschaftssystem einen neuen, maßgeblich von der Mathematik geprägten disziplinären Wertekanon in dem neu entstandenen Fach Informatik selbst entstehen lassen. Des Weiteren soll erörtert werden, inwiefern diese Entwicklung für den deutschsprachigen Raum spezifisch war und wie sich dies in anderen europäischen Ländern darstellte.

Schließlich soll sich der Workshop mit der Frage beschäftigen, wie einige der in den 1960er-Jahren tätigen Informatiker und Informatikerinnen historische Narrative und Deutungsangebote für die Geschichte ihrer eigenen Disziplin entwickelten und dazu auch Ding-Erzählungen digitaler Objekte nutzten sowie diese zum Teil in Museumsausstellungen umsetzten. Eine These ist, dass historische Artefakte der Definition einer immer stärker in einer medial-digitalen Umwelt agierenden Wissenschaftsdisziplin Informatik dienten.

Die Hauptsprache des Workshops wird Deutsch sein, aber auch Beiträge in Englisch sind willkommen. Insbesondere Diskussionen können in beiden Sprachen geführt werden.

Auf Antrag kann ein Zuschuss zu den Reise- und Unterbringungskosten gewährt werden.

Vortragsangebote werden erbeten an: 
wege-in-die-informatik@deutsches-museum.de