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Meeting-ID: 956 0341 2698
Kenncode: 135860
Silke Zimmer-Merkle
Von der Abenteuerlust zur Automatisierung – Fahrassistenzsysteme zwischen Technikgeschichte und Technikfolgenabschätzung
Abstract
Autofahren war schon immer mehr als nur Fortbewegung. Abenteuerlust, Fahrspaß und Freiheitsgefühl spielten für die Verbreitung des Automobils eine ebenso große Rolle wie Bedienbarkeit und Zuverlässigkeit. Historisch ist dabei ein Trend weg vom Spaß am Fahren hin zur reinen Transportfunktion zu verzeichnen. Während frühe ‚Automobilisten‘ die Abenteuerlichkeit des Fahrens betonten, vom Kampf mit der Maschine erzählten und sich ihrer Fähigkeiten der Maschinen- und Körperbeherrschung rühmten, hat sich das Auto im Laufe des 20. Jahrhunderts zu einem vergleichsweise nüchternen Transportvehikel gewandelt. In diesem sorgen eine Vielzahl von Fahrassistenzsystemen für reibungslose Funktion und angenehme Handhabung und versprechen, Fahraufgaben und Komplexitäten noch weiter zu reduzieren. Ihnen wird, vor dem Hintergrund ihrer raschen zahlenmäßigen Zunahme besonders in den letzten etwa fünfzehn Jahren, sowohl ein hohes Innovations- als auch ein hohes disruptives Potential zugesprochen. Auch wenn dies mit Blick auf die lange Geschichte der Fahrassistenzsysteme in seiner Pauschalität zumindest in Frage zu stellen ist, bleibt die hohe Innovations- beziehungsweise Inventionsgeschwindigkeit auf diesem Gebiet der letzten zwei Jahrzehnte zu erklären.
In meinem Vortrag stelle ich, nach einem kurzen Überblick über die Geschichte der automobilen Assistenzsysteme, eine Systematisierung vor, die geeignet ist, die rasante Entwicklungsgeschwindigkeit insbesondere mit Blick auf die Debatte um das „autonome Fahren“ zu erklären. Dabei beleuchte ich sowohl das Zusammenspiel mit historischen Technikzukünften als auch die Herausforderungen einer Forschungsbeziehung zwischen Technikgeschichte und Technikfolgenabschätzung.
CV
Dr. Silke Zimmer-Merkle ist Postdoc am Institut für Technikzukünfte (ITZ) - Department für Geschichte am Karlsruher Institut für Technologie (KIT). Ihre Fachgebiete und Forschungsinteressen umfassen die Kulturgeschichte der Technik und Mobilität, Ideengeschichte sowie Theorie und Methodik der Geschichtswissenschaft und Technikfolgenabschätzung. Letzteres weckte ihr Interesse an problemorientierter und interdisziplinärer Forschung, dem sie in einem disziplinübergreifenden Dissertationsprojekt mit dem Institut für Technikfolgenabschätzung und Systemanalyse (ITAS) nachging; ihre Arbeit „Fahrassistenz. Historische Perspektiven auf automobile Assistenzsysteme“ ist open access erschienen: https://doi.org/10.5445/KSP/1000160053. In ihrem aktuellen Forschungsprojekt zur Geschichte der Kindermobilität untersucht sie historische Formen und Bedeutungen der Mobilität von Kindern. Dabei fragt sie nach Praktiken und Technizität der Fortbewegung und des Transports von Kindern. Ein erster konzeptioneller Artikel unter dem
Titel „Auf dem Gehweg, auf der Strasse, im Hof. Neue Forschungsperspektiven auf kindliche Mobilität im 20. Jahrhundert“ ist im Erscheinen: https://revue-traverse.ch/ausgabe/2025-1/.