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Zeiss Planetarium im Deutschen MuseumBild: Archiv Deutsches Museum BN_49852
  • Vortrag

Montagskolloquium Sommersemester 2023

Projektion, Invertierung, Perspektive

Bauersfelds Modell II als Vorwegnahme des modernen Simulationsverständnisses

Prof. Dr. Gabriele Gramelsberger, RWTH Aachen

Die Veranstaltung findet in Präsenz im Bibliotheksbau, Alter Seminarraum 1402 statt

oder über Zoom Link: https://zoom.us/j/98827038788?pwd=Vm03RW05Q0dZNmtUQ2FjVnZtNVlydz09

Prof. Dr. Gabriele Gramelsberger, RWTH Aachen

Projektion, Invertierung, Perspektive
Bauersfelds Modell II als Vorwegnahme des modernen Simulationsverständnisses

Frühe Projektionsplanetarien wie das des Zeiss-Ingenieurs Walther Bauersfeld aus den 1920er Jahren sind realisierte Simulationen im zweifachen Sinne. Sie simulieren den Nachthimmel mit hinreichender Genauigkeit als visuelles Ereignis in einer Kuppel, die Projektionsoberfläche und virtuelle Grenze des Blickhorizonts des Betrachters in eins setzt. Und sie simulieren als materialisierte Recheninstrumente die mathematisch-physikalische Theorie der Sternen- und Planetenbewegung. Die Simulation des Nachthimmels als Lichtprojektion ‚projiziert‘ sozusagen die mathematische Simulation in die Kuppel. Der wesentliche Unterschied zwischen Bauersfelds Projektionsplanetarium und mechanischen Planetarien ist, dass sein Projektionsplanetarium ein relationales Geflecht verschiedener Lageverhältnisse zueinander darstellt, während mechanischen Planetarien numerisch spezifizierte Raumverhältnisse der Planetenbewegungen wiedergeben. Dies markiert den Unterschied zwischen Simulation und Modell. Ein mechanisches Planetarium ist ein angenähertes, konkretes Modell der mathematisch-physikalischen Theorie der Sternen- und Planetenbewegung. Mit Bauersfelds Projektionsplanetarium Modell I, aber vor allem Modell II kommt Relationalität in die Sache, auch wenn die Verhältnisse nicht beliebig werden. Der Vortrag geht dieser Transformation nach.

Gabriele Gramelsberger ist Professorin für Wissenschaftstheorie und Technikphilosophie an der RWTH Aachen. Ihr Forschungsschwerpunkt ist die Digitalisierung der Forschung. 2018 gründete sie das Computational Science Studies Lab (www.css-lab.rwth-aachen.de). Sie ist Direktorin des Käte Hamburger Kollegs Kulturen des Forschens (khk.rwth-aachen.de) sowie ordentliches Mitglied der Klasse für Geisteswissenschaften der Nordrhein-Westfälischen Akademie der Wissenschaften und Künste. Seit 2020 leitet sie mit Sybille Krämer, Jörg Noller und Jonathan Geiger die Forschungsarbeitsgemeinschaft Philosophie der Digitalität/Philosophische Digitalitätsforschung der Deutschen Gesellschaft für Philosophie (DGPhil) (digitale-philosophie.de). Sie ist Mitglied im Wissenschaftlichen Beirat des Deutschen Museums.

Kontakte

Andrea Walther
Forschungsinstitut für Wissenschafts- und Technikgeschichte

Deutsches Museum

80306 München

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