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Nie zuvor hatte eine Publikation zu einer derart raschen Verbreitung einer Erfindung geführt. Die Veröffentlichung und die technische Umsetzung wurden von zahlreichen Interessenten gespannt erwartet.

Die weltweit schnelle Verbreitung der Fotografie ist im Wesentlichen der Publikation Louis Daguerres (1787–1851) und den schnell folgenden Übersetzungen seines Werks zu verdanken. Nie zuvor hatte eine Publikation zu einer derart raschen Verbreitung einer Erfindung und dem entsprechenden wirtschaftlichen Erfolg geführt. Die Öffentlichkeit erfuhr 1839 durch Vorträge der bekannten Wissenschaftler François Arago (1786–1853) und Joseph-Louis Gay-Lussac (1778–1850) an der Académie des Sciences in Paris erstmals von der Entdeckung Daguerres.

Das Publikum wartete deshalb mit Spannung auf das Buch, das Daguerre – von Haus aus übrigens Kunstmaler – im September 1839 unter dem Titel „Historique et Description des Procédés de Daguerréotype et du Diorama“ veröffentlichte. Die Publikation seines Verfahrens war die von Daguerre zu erfüllende Bedingung, um in den Genuss einer jährlichen Pension des französischen Staates zu kommen, ebenso wie der Sohn des bereits verstorbenen Fotopioniers Joseph Nicéphore Niepce (1765–1833). Das Buch und die Präsentation Daguerres im August 1839 hatten zur Folge, dass sich die Pariser Optiker der Kamera-Interessenten kaum mehr erwehren konnten.

Dass Daguerre heute in der breiten Öffentlichkeit als „Erfinder“ der Fotografie gilt, verdankt er – ebenso wie seinen wirtschaftlichen Erfolg – der schmalen Broschüre in Oktavformat. Die Museumsbibliothek besitzt die ebenfalls im September 1839 erschienene Neuausgabe in zwei Exemplaren. Von ihm selbst stammt darin jedoch lediglich eine 21 Seiten umfassende Beschreibung der Herstellung von Daguerreotypien. Daneben finden sich darin unter anderem auch die im Juli 1839 im französischen Parlament von Arago und Gay-Lussac zum Daguerre'schen Verfahren gehaltenen Vorträge. Das Werk ist damit die wichtigste Quelle zu den Anfängen der Fotografie. Illustriert ist es im Stil der Zeit mit Stahlstichen, die auf sechs separaten Tafeln dem Buch beigebunden sind.

Die Fotografie war ein international stark interessierendes Thema. Entsprechend schnell folgten Übersetzungen in alle wichtigen Sprachen, innerhalb weniger Jahre erschienen 30 Ausgaben überall in Europa. Bereits im Jahr der Publikation des französischen Originals kam bei Metzler in Stuttgart die deutsche Übersetzung unter dem Titel „Das Daguerreotyp und das Diorama oder genaue und authentische Beschreibung meines Verfahrens und meiner Apparate zu Fixirung der Bilder der Camera obscura“ heraus.

Der Artikel erschien zuerst in "Kultur+Technik", der Zeitschrift des Deutschen Museums, Heft 01/2005