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Haüys Ausgangspunkt war die Beobachtung, dass die Bruchstücke eines Kristalls dieselbe Form haben wie der ursprüngliche Kristall. Das führte ihn zur Frage nach der Grundstruktur.

Haüy – der Begründer der modernen Kristallographie

René Just Haüy (1743–1822) ist einer der weniger bekannten  Wegbereiter der modernen Naturwissenschaft. Der aus armen Verhältnissen stammende Haüy erhielt ein Stipendium zum Studium der Theologie, besuchte daneben aber auch Lehrveranstaltungen zu den Naturwissenschaften. Der Theologe und Naturwissenschaftler spezialisierte sich auf die Mineralogie und sollte zum Begründer der wissenschaftlichen Kristallographie werden. Seit 1802 lehrte er in Paris Mineralogie am Muséum d’Histoire Naturelle, seit 1809 auch an der Sorbonne.

Die wissenschaftliche Beschäftigung mit Kristallen begann im frühen 17. Jahrhundert, so beschäftigten sich vor Haüy schon Johannes Kepler, Robert Hooke und Carl von Linné mit diesen auffälligen Gebilden. Doch erst Haüy schuf mit seinem 1784 publizierten „Essai d’une théorie sur la structure des crystaux“ die theoretische Grundlage für die weitere Erforschung der Kristalle. Der Ausgangspunkt war die Beobachtung, dass die Bruchstücke eines Kristalls dieselbe Form haben wie der ursprüngliche Kristall. Bei seinen folgenden Untersuchungen stellte er fest, dass Kristalle aus kleinsten gleichartigen Teilen, von ihm „molécules intégrantes“ genannt, aufgebaut sind. Nach dem in seinem Werk dargelegten Symmetriegesetz der Kristallographie besitzen diese kleinsten, stofflich einheitlichen Bausteine eine geometrisch gesetzmäßige Anordnung. 1792 kam er dann zu dem Schluss, dass es sechs derartiger, die Form der Kristalle bestimmender Primärformen gibt.

Haüy hat in seinem weiteren Forscherleben seine 1784 entwickelte  kristallographische Theorie nicht mehr grundlegend verändert. Er verfasste aber zur Mineralogie und Kristallographie mit dem „Traité de minéralogie“ (1801) und dem „Traité de cristallographie“ (1822) weitere umfangreiche Arbeiten. Neben 130 Aufsätzen zu diesen Gebieten schrieb er im Auftrag Napoleons auch ein wegweisendes Lehrbuch der Physik und lieferte zusammen mit dem Chemiker Antoine Laurent de Lavoisier einen wichtigen Beitrag zur Einführung des metrischen Systems.

Literatur:

Lima-de-Faria, José: Historical atlas of crystallography. Dordrecht u.a. 1990. Zum Katalogisat

Maitte, Bernard: Haüy et l’enseignement de la physique. In: La revue - Musée des arts et métiers Nr. 49 (2008), S. 61–69. Zum Katalogisat