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Als Arzt interessierte Bernoulli sich auch für den Blutdruck, die fürstlichen Abnehmer seines Buches eher für den Betrieb imposanter Wasserspiele – beides ist Hydrodynamik.

Der Begründer der Hydrodynamik entstammt der berühmten Basler Mathematikerfamilie Bernoulli. Er wurde 1700 in Groningen geboren, wo sein Vater Johann (1667–1748) als Mathematikprofessor arbeitete. In Basel, Heidelberg und Straßburg studierte er Medizin. Durch die Lektüre von William Harveys „Exercitatio anatomica de motu cordis et sanguinis in animalibus“ – darin wird erstmals der Blutkreislauf beschrieben – fasste Daniel Bernoulli ein starkes Interesse für das Verhalten von Flüssigkeiten. Von 1725 bis 1733 war Bernoulli an der neu gegründeten Akademie der Wissenschaften in St. Petersburg tätig. Dort forschte er zusammen mit Leonhard Euler (1707–1783), dem bedeutendsten Mathematiker des 18. Jahrhunderts, zu hydrodynamischen Problemen. Dabei beschäftigten sie sich nicht zuletzt auch mit Fragen des Blutdrucks. Nach Basel zurückgekehrt, lehrte Daniel Bernoulli bis an sein Lebensende (1782) an der dortigen Universität Medizin und später auch Physik.

Das Hauptwerk Daniel Bernoullis erschien 1738 in Straßburg unter dem Titel „Hydrodynamica sive de viribus et motibus fluidorum commentarii“ („Hydrodynamik oder Kommentare über die Kräfte und Bewegungen von Flüssigkeiten“). Bernoulli verwendete in seinem Buch als erster überhaupt den Begriff der Hydrodynamik. Begonnen hatte er die Arbeit daran bereits in Russland; ein frühes Manuskript des Werks ist deshalb heute im Besitz der Russischen Akademie der Wissenschaften. Er entwickelt darin die Grundprinzipien der Hydrodynamik, geht unter anderem auf Wasser- und Windräder sowie Wasserpumpen und -schrauben ein. Eingehend wird unter anderem das Problem der Wasserhebung mittels Pumpen behandelt. Diese Frage hatte große praktische Bedeutung, da die Prachtgärten der Zeit mit Wasserspielen aller Art ausgestattet waren. Er entwickelt in seinem Werk aber auch erste Theorien zum Verhalten von Gasen und wird damit zu einem Vorläufer der im 19. Jahrhundert entwickelten kinetischen Gastheorie.

Das vom Straßburger Verleger Johann Reinhold Dulsecker verlegte Werk wurde 1738 in Basel bei Johann Heinrich Decker gedruckt. Dem Werk sind zwölf Tafeln mit insgesamt 86 erläuternden Kupferstich-Illustrationen beigebunden.

Die Publikation dieses Werkes war von familiären Zwistigkeiten begleitet. Johann Bernoulli veröffentlichte 1739 die „Hydraulica“, ein der Arbeit seines Sohns inhaltlich stark verwandtes Werk. Durch die Vordatierung auf das Jahr 1732 versuchte er sich als der eigentliche Begründer der Hydrodynamik ins Bild zu setzen. Dies ist ihm aber nicht gelungen; Daniel Bernoulli blieb aus Sicht der Zeitgenossen wie der Nachwelt deren Begründer. Dessen breite Anerkennung als Wissenschaftler zeigt sich in seiner Aufnahme in zahlreiche wissenschaftliche Gesellschaften und die bedeutendsten Akademien der Wissenschaften.

Dieser Artikel erschien zuerst gedruckt in "Kultur+Technik", der Zeitschrift des Deutschen Museums, Heft 03/2005.