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Die "Faßliche Beschreibung" wendet sich an Jugendliche, die sich für Handwerksberufe interessieren, und bildet so "ganz nebenbei" ein Panorama der Handwerksberufe um 1800.

Der Schulunterricht wandte sich seit Mitte des 18. Jahrhunderts verstärkt den praktisch relevanten Fächern zu, vereinzelt entstanden bereits Realschulen als neuer Schultyp. Deutsch und Rechnen bildeten dort den Mittelpunkt des Unterrichts, der der Vorbereitung auf Berufe in Handel und Handwerk diente. Die alten Lateinschulen galten bei vielen Pädagogen als lebensfremd und überholt. Gleichzeitig entstand nach 1760 die moderne Kinder- und Jugendliteratur, die auch eine große Zahl von Sachbüchern hervorbrachte.

Dies sind die historischen Hintergründe des Werks von Johann Peter Voit (1747–1811), der in seiner Heimatstadt Schweinfurt seit 1779 als Pädagoge und Theologe arbeitete. Er schrieb, um Kinder und Jugendliche für Naturgeschichte und Handwerk zu begeistern, eine größere Zahl teilweise recht erfolgreicher Bücher.

Seine „Faßliche Beschreibung der gemeinnützlichsten Künste und Handwerke für junge Leute“ erschien in zwei Teilen 1788 und 1790 in Nürnberg. Das Werk wandte sich an Jugendliche aus bürgerlichen Schichten, die sich für Handwerksberufe interessierten und sich über diese eingehender informieren wollten. Werkstattbesuche – mit oder ohne Lehrer – sollten nach Voits Vorstellung die bei der Lektüre gewonnenen Kenntnisse vertiefen.

Jeweils rund acht Seiten widmet Voit der Vorstellung von insgesamt 86 Handwerksberufen. Er schildert darin die Entstehung und Bedeutung des jeweiligen Handwerks und geht vor allem auf die zur Ausübung notwendigen Kenntnisse, die Arbeitsgänge und den Ausbildungsweg ein. Heutigen Lesern bietet das Werk ein nahezu vollständiges Panorama der Handwerksberufe um 1800. Viele der vorgestellten Handwerke sind heute entweder ganz verschwunden oder wurden durch die industrielle Fertigung verdrängt.

Den besonderen Reiz dieses Werk im Oktavformat machen die den einzelnenen Berufsbeschreibungen vorangestellten, von A. Gabler und G. Vogel gefertigten Kupferstiche aus. Die durchgehend kolorierten Abbildungen stellen die Handwerker in ihrer jeweiligen Arbeitsumgebung dar und geben einen Einblick in den Arbeitsalltag um 1800.

Der Artikel erschien zuerst gedruckt in "Kultur+Technik", der Zeitschrift des Deutschen Museums, Heft 03/2006.