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Die erste umfassende Sammlung von Detailaufnahmen des Mondes.

Bereits ein Jahr nach Erfindung der Fotografie wurde 1840 durch den US-Amerikaner John William Draper (1811–1882) die erste Aufnahme des Mondes gemacht. Die französischen Astronomen Maurice Loewy (1833–1907) und Pierre Henri Puiseux (1855–1928) begannen dann in den 1890er-Jahren mit der Herausgabe eines ersten umfangreichen fotografischen Werkes zum Mond.

Der im böhmischen Marienbad (Mariánské Lázně) geborene Maurice Loewy war nach 1860 von der Wiener Universitätssternwarte an das 1667 eingerichtete Pariser Observatorium gewechselt, dessen Leiter er 1896 wurde. Loewys Forschungsschwerpunkt lag auf der Himmelsmechanik und der Astrometrie. Bis heute bekannt ist er jedoch vor allem durch den zusammen mit seinem ebenfalls am Observatorium tätigen Kollegen Pierre Henri Puiseux seit 1896 bearbeiteten „Atlas photographique de la lune“. Es handelte sich dabei um das erste Vorhaben, bei dem Detailaufnahmen des Mondes hergestellt wurden. Für dieses Projekt wurden über 14 Jahre hin rund 6000 Fotografien gemacht und die besten davon sukzessive publiziert. Etwa 500 Abende mit ausgezeichneten Witterungsverhältnissen haben Loewy und Puiseux daran gearbeitet. Über 50 Jahre sollte ihr Werk die Grundlage der Mondkartierung bleiben und noch bei der Vorbereitung des Programms Apollo verwendet werden.

Die Aufnahmen wurden in aufwändiger Weise als Heliogravüren reproduziert. Mit Hilfe der von Karl Klietsch 1879 erfundenen Heliogravüre konnten Fotografien in sehr guter Qualität großformatig wiedergegeben werden. Die Fotografien zeigen die Oberfläche in einer für diese Zeit beeindruckenden Feinheit und bildeten zusammen mit späteren Fotografien die Grundlage für die genaue topographische Erfassung des Erdtrabanten.

Von 1896 bis 1910 erschien der „Atlas photographique de la lune“ in insgesamt 12 Teilen, die zusammen 71 Tafeln mit Mondaufnahmen umfassen. Das Deutsche Museum besitzt die von 1896 bis 1899 erschienenen ersten vier Teile dieses Mappenwerks mit insgesamt 23 Tafeln in Großfolioformat. 1899 erschien in Brüssel unter dem Titel „Atlas lunaire“ eine 65 Tafeln enthaltende Ausgabe in einem auf zwei Fünftel verkleinertem Format in Buchform. Diese ebenfalls überaus seltene Ausgabe befindet sich auch im Bestand der Museumsbibliothek.

Literatur:

L’observatoire de Paris – 350 ans de science. Hrsg. von Laurence Bobis und James Lequeux. Paris 2012. Zum Katalogeintrag