Direkt zum Seiteninhalt springen

Eine Architekturutopie des frühen 20. Jahrhunderts – heute fast schon bizzar anmutend

Bruno Taut (1880–1938) schuf mit seinen beiden Werken „Alpine Architektur“ und „Die Auflösung der Städte oder Die Erde eine gute Wohnung oder auch: Der Weg zur Alpinen Architektur“ Meisterwerke der utopischen Architekturtheorie. Der Autor, einer der bekanntesten Architekten des 20. Jahrhunderts, stellt in den beiden Werken in einem Bildzyklus von jeweils 30, zum Teil farbigen Zeichnungen seine Ideen zu einer Verschmelzung von Architektur und Natur vor. Beiden Werken sind die Ablehnung der Großstadt und eine mit futuristischen Technikphantasien gepaarte Technikfeindschaft gemeinsam. Taut entwirft in dem Mappenwerk „Alpine Architektur“ die Vision einer künstlichen Gebirgslandschaft. Von einem Gebirgssee wandert der Betrachter nach oben zu den Gipfeln, die in Tauts Fantasie mit kristallinen Glasgebilden überbaut werden sollten. Die utopischen Überlegungen zielten darauf, die Alpen in eine Kunstlandschaft zu verwandeln.

Beide Werke veröffentlichte Taut 1919 und 1920 im neu gegründeten Hagener Essener Folkwang-Verlag, einem auf Kunst ausgerichteten, mit einem hohen Qualitätsanspruch arbeitenden Haus. Die Zeichnungen Tauts wurden von der F. Bruckmann A.G. in München zu Lithographien umgearbeitet. Beide Bücher erschienen in geringen Auflagen.

Die Bibliothek besitzt zwei Exemplare von „Alpine Architektur“, eines davon mit der Widmung Bruno Tauts: „ Dem Deutschen Museum dieses aufgerissene Tor des Gefängnisses“.

Literatur:

Schirren, Matthias: Bruno Taut, alpine Architektur. Eine Utopie. München 2004. Zum Katalogeintrag

Architekturtheorie von der Renaissance bis zur Gegenwart. Köln 2003, S. 692–703. Zum Katalogeintrag