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Der Beginn

Die Bibliothek öffnete 1908, hatte also seit ihrer Gründung 1903 genug Zeit, einen vorzeigbaren Bestand aufzubauen, was auch gut gelang: 22 000 Bände waren bis zur Eröffnung zusammengebracht, von 1200 namentlich im gedruckten Katalog genannten Stiftern. Ein Gutteil unserer heutigen Schätze kam damals ins Haus, darunter Galileis Discorsi (1638), Newtons Philosophia naturalis (1714), Dinglers Polytechnisches Journal (388 Bände, 1820–1907) und die Encyclopédie von Diderot/D’Alembert (Ausg. Bern, 1781–82 in 75 Bänden).

Willkommene Geschenke: Bedeutende Einzelstiftungen

Schon in den Gründungsjahren war der Zugang durch Stiftungen (durch Verlage, aber auch Privatpersonen und Unternehmen) höher als der durch Kauf. Dabei ist es bis heute geblieben.

Einen richtigen Schub in der Bestandsentwicklung gab es nach dem Zweiten Weltkrieg, als die 52 000 Bände der Bibliothek des Polytechnischen Vereins mit ihren exzellenten Beständen für das 19. Jahrhundert der Museumsbibliothek zugewiesen wurden. Der in Bayern bis 1877 für die Patenterteilung zuständige Polytechnische Verein hatte lange Zeit über die größte technische Bibliothek des Landes verfügt.
Die Wirkung war allerdings stark verzögert: Erst 30 Jahre später wusste man diesen „minder wichtigen Altbestand“ in seiner Bedeutung zu schätzen. 1975 wurde er katalogisiert.

Kaum ein Jahrzehnt verging, in dem nicht irgendeine kleinere oder größere Stiftung eines Sammlers ins Haus kam und  den Bestand immer wieder erheblich bereicherte. Hier sind besonders zu nennen:

  • Ballonhistorische Sammlung von Generalmajor Karl von Brug (1855–1923). Von Brug sammelte von der frühen Ballon-Literatur bis zu zeitgenössischen Luftfahrtthemen und vermachte seine Sammlung 1905 dem Museum. Heute ist sie eingearbeitet in die Signatur-Jahrgangsgruppe 1910. Es gibt einen gedruckten Katalog dazu.
  • Eisenbahnsammlung Gölsdorf. 260 Werke aus der Sammlung von Louis A. Gölsdorf (1837–1911) und seinem Sohn Karl (1861–1916). 1916 in die Bibliothek gekommen.
  • Die „Frauenspende für die Bibliothek des Deutschen Museums“. Diese bemerkenswerte, von der Sozialarbeiterin Lotte Willich (1875–1953) angeregte Initiative hatte zum Ziel, von Frauen verfasste Werke für die Bibliothek zu sammeln, wofür Frauen als Stifterinnen gewonnen wurden. Sie war vom Gründungsjahr an aktiv bis in die 50er-Jahre, wenngleich sie sich zuletzt von den Restriktionen in der NS-Zeit nicht mehr recht erholte.
  • Bibliothek der Forschungsstelle Papiergeschichte Mainz. 10 000 Bände. 1978 eingearbeitet.
  • Privatbibliothek Carl Graf von Klinkowstroem (1884–1969). 4000 Bände, besonders auch zu den Grenzgebieten der Naturwissenschaft. 1985 eingearbeitet.
  • Mehrere Sammlungen zur Luft- und Raumfahrt (Avicentra-Archiv; Deutsche Luftfahrt-Sammlung, Berlin; Firma Bölkow, Ottobrunn; Privatbibliothek Werner Büdeler)
  • Literatur zur Atomenergie und Atomphysik aus den Bibliotheken des Atomministers Siegfried Balke und des Physikers Walther Gerlach.
  • Kekulé-Bibliothek. Der Altbestand der wissenschaftlichen Bibliothek der Bayer AG, im Kern zurückgehend auf die Bibliothek August Kekulés. 7000 Bände, überwiegend zur Chemie. Einarbeitung wurde im Juni 2015 abgeschlossen.
  • Fischer-Bibliothek. Die wertvolle Bibliothek des Unternehmers und bibliophilen Sammlers Helmut Fischer ging 2008 in das Eigentum des Deutschen Museums über. Sie umfasst 5000 Bände, auf Mathematik und Physik fokussiert, vom 16. bis zum 20. Jahrhundert reichend, darunter eine große Zahl herausragender, die Wissenschaftsgeschichte prägender Werke in qualitativ hochwertigen Originalausgaben.

Erzwungene und gewollte Wandlungen: 1960 bis heute

Die Stiftungsbereitschaft deutscher Verlage ging in den Jahrzehnten nach dem Zweiten Weltkrieg stetig zurück. Der Versuch, eine vollständige Sammlung des wesentlichen deutschen technisch-naturwissenschaftlichen Schrifttums aufzubauen, war eigentlich davor schon Illusion. Man machte aus der Not eine Tugend und fing um 1980 an, die Erwerbung zu straffen. Viele Randgebiete wurden nicht weiter gesammelt (vor allem Bio- und Geowissenschaften, Wirtschaft und Recht sowie Ortsadressbücher). Seitdem verfolgt man zielstrebig das Leitbild einer Bibliothek für die Kulturgeschichte von Naturwissenschaft und Technik.