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Kurz nach sieben Uhr früh sind die Verladespezialisten und Kuratorin Jana Grasser bereits vor Ort, um letzte Details zu besprechen. Um eine erfolgreiche Ausbringung zu gewährleisten gilt es schließlich erst den Weg frei zu machen: Einerseits die beiden Großexponate - das Solarauto blue.cruiser der Bochumer Hochschul-Ausgründung BOSolar e.V. und der Hyperloop-Prototyp der Technischen Universität München – im zweiten Stock der Ausstellung in die passende Position zu bringen. Und andererseits die drei mal vier Meter große Glasscheibe herauszuheben. Keine leichte Aufgabe bei einem Gewicht von rund 1,5 Tonnen in einer Höhe von rund zehn Metern.

Der dafür erforderliche Autokran ist kurz nach acht Uhr in Position. Zunächst wird eine sogenannte Ansauganlage an den Ausleger installiert. Diese besteht aus einem stabilen Gestell mit einer Reihe von großen Saugnäpfen, die hydraulisch unter Unterdruck versetzt werden um sie die Fensterscheibe auch in der Waagrechten sicher zu halten. Zur Anbringung an der Fenster-Außenfläche ist neben dem Autokran auch eine mobile Hebebühne im Einsatz, in der zwei Spezialisten sich vom festen Sitz der Ansaugvorrichtung überzeugen konnten. Als alle Schrauben gelöst sind beginnt sich die Scheibe punktgenau nach Zeitplan um 9.30 Uhr abzusenken. Nun ist die Bahn frei.

Zunächst wird nun der blue.cruiser unter den Argusaugen einiger eigens angereister Vereinsmitglieder des BOSolar e.V. um Fabian Jung auf den noch flugs montierten Fahrzeugkorb des Autokrans bugsiert. Millimeterarbeit, auch für den Kranführer, der trotz strömenden Regens nicht aus der Ruhe zu bringen ist. Wenig später schwebt das grau-blaue Solarauto auch schon direkt vor seinem leuchtendgelben Transportanhänger und kann unversehrt in Sicherheit gerollt werden.

Folgt noch der zweite Akt: Kaum hat sich die BOSolar-Gruppe verabschiedet und den Heimweg angetreten, wird ein weiterer Transporter in Position gebracht und das Spiel mit dem Hyperloop wiederholt. Und zu guter Letzt auch das Fenster wieder in Position gebracht und sicher verschraubt. Kurz nach halb eins fährt der knallrote Autokran seinen Teleskopausleger ein und rollt von dannen. Die Operation ist geglückt und die Großexponate sicher auf den Heimweg gebracht - exakt zweieinhalb Jahre nach Ihrem ersten Auftritt im damals noch geschlossenen Zukunftsmuseum.

„Jetzt bin ich richtig erleichtert“, sagt Kuratorin Jana Grasser. „Diese Aktion war einfach ein großer organisatorischer und finanzieller Aufwand, da schläft man vorher schon mal schlecht“. Um so beeindruckter zeigt sich die wissenschaftliche Mitarbeiterin, die den Bereich System Stadt im Deutschen Museum Nürnberg verantwortet, über den reibungslosen Ablauf: „Das waren einfach alles Profis, die Arbeiten Hand in Hand haben wunderbar funktioniert. So soll es sein.“ Was wird denn nun künftig an die Stelle der beiden Exponate treten? „Wir werden am 27.April den Teilbereich wiedereröffnen, unter anderem mit interaktiven Stationen zum Autonomen Fahren und zur Wasserstoff-Energiekette. Außerdem wollen wir die Raumverteilung in Städten verstärkt zur Diskussion stellen.“ Ein wenig betrübt ist Grasser aber dennoch auch: „Der Hyperloop und der blue.cruiser waren wunderbare Ausstellungsstücke, an denen Technologie eindrucksvoll demonstriert wurde. Sie nun gehen zu lassen, tut auch wenig weh.“

Dem stimmt Museumsleiterin Marion Grether voll zu: „Die beiden heute verabschiedeten Exponate waren unter den ersten vier Ausstellungsstücken, die seit September 2020 einen Eindruck davon vermittelt haben, wohin die Reise mit dem Nürnberger Zukunftsmuseum gehen wird. Wir hatten eine tolle Zeit miteinander.“ Konzept des Zukunftsmuseums sei aber, immer wieder auch in den Dauerausstellungen umzubauen und zu verändern – eine Maßnahme, die neben „System Stadt“ dieses Jahr auch noch in „Körper und Geist“ und „Raum und Zeit“ anstehen wird. „Deswegen freue ich mich jetzt schon sehr auf die Wiedereröffnung des Mobilitätsbereichs Ende April“. Und noch etwas steht für die Museumschefin heute bereits fest: „Alle künftigen Exponate werden in den Lastenaufzug passen!“

Bei der Ausbringung der Großexponate am 30. März waren insgesamt 13 Akteure von Fremdfirmen und Partnern aktiv beteiligt. Die Kosten belaufen sich auf rund 25 000 Euro.

Ministreckbriefe der beiden Exponate:

Hyperloop:

Maße H x B x L: 1110 x 1030 x 4190 mm

560 kg

blue.cruiser:

Maße H x B x L: 1170 x 1760 x 4960 mm

400 kg (ohne Batterie)