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Von einer erdnahen Umlaufbahn auf Umwegen ins dritte Obergeschoss: Heute hat die Raumkapsel Foton 1 das Ziel einer langen Reise erreicht. Sie führte vom Weltraumbahnhof Plessezk in der russischen Taiga für knapp zwei Wochen ins All – und endet jetzt in der Ausstellung „Raum und Zeit“ im Deutschen Museum Nürnberg.

„Wir freuen uns, dass der Transport so reibungslos funktioniert hat“, sagt Marion Grether, die Leiterin des Zukunftsmuseums, als die Raumkapsel schließlich in der Ausstellung steht. „Schließlich ist das ein ganz besonderes Objekt.“ In der Tat. Für Raumfahrt-Exponate ist es der Ritterschlag, wenn sie auch tatsächlich im All gewesen sind. Und das ist diese Raumkapsel wirklich, wie man an der verrußten Außenhaut unschwer erkennen kann: Beim Wiedereintritt der Kapsel in die Erdatmosphäre schmilzt der Schutzschild durch die Reibungshitze teilweise ab.

Andreas Gundelwein, Leiter des Nürnberger Museumsprojekts: „Wir wollten Objekte für die Ausstellung haben, die tatsächlich im Weltraum waren – und nicht nur Modelle. Die Foton-Kapsel zeigt die harten Bedingungen der Pionierzeit der Raumfahrt – und ist damit ein schönes Intro für den gesamten Themenbereich. Dem stellen wir die Ideen und Pläne für künftige Missionen gegenüber – von Objekten, die mit dem deutschen Astronauten Alexander Gerst auf der ISS waren, bis hin zu Prototypen für einen Weltraumaufzug und dem Modell einer Mars-Kolonie.“

Die stählerne Raumkapsel dagegen hat nichts von Science-Fiction: Die unbemannte Kapsel war für zwölf Tage im All – bei der Foton-1-Mission, die am 16. April 1985 mit einer Sojus-Trägerrakete startete. Bei dieser ersten Foton-Mission wurde untersucht, wie sich Schwerelosigkeit und Weltraumstrahlung auf Werkstoffe auswirken. Bei späteren Foton-Missionen gab es auch biologische Experimente.

„Im Grunde war die Foton-Kapsel eine ähnliche Konstruktion wie die der Wostok-Kapsel, mit der auch Juri Gagarin als erster Mensch im All unterwegs war“, sagt Matthias Knopp, langjähriger Raumfahrt-Kurator am Deutschen Museum. Die Foton-Kapseln waren aber unbemannt. Sie landeten wie die bemannten Wostock-Kapseln an einem Fallschirm; die Instrumente an Bord konnten daher auf Folgemissionen wiederverwendet werden. „Die Missionsdauer der Foton war naturgemäß begrenzt“, erzählt Knopp weiter. Weil die Kapsel noch keine Solarzellen hatte, mussten Batterien die Stromversorgung sicherstellen, was die Missionszeit auf etwa 14 Tage beschränkte.

Zwischen 1990 und 1991 war die Raumkapsel erstmals im Deutschen Museum zu sehen – damals in München. Als Ausstellungsstück zur Verfügung gestellt wurde sie von der Münchner Raumfahrtfirma Kayser-Threde, die später im Raumfahrtunternehmen OHB System AG aufging – dem heutigen Leihgeber der Raumkapsel. „Zwischen 1991 und 2014 waren Kayser-Threde und OHB an allen zehn Forschungsmissionen im Auftrag der Raumfahrtagenturen DLR und ESA beteiligt. Daher ist es für mich besonders schön, dass wir mit unserer weltraumerprobten Foton-Kapsel in Nürnberg nicht nur Raumfahrt-Flair verbreiten können, sondern auch etwas von unserer Faszination und Leidenschaft für die Raumfahrt weitergeben können“, sagt Marco Fuchs, der Vorstandsvorsitzende der OHB System AG.

Jetzt kann die Kapsel zum zweiten Mal seit 1991 im Deutschen Museum ausgestellt werden. Denn beim Transport in die Ausstellung in Nürnberg lief alles wie am Schnürchen: Gegen 11.45 Uhr kam die Stahlkugel per Lkw an der Karlstraße an, wurde dann mitsamt ihrem Transportcontainer vom Lkw gehoben und dann per Lastenaufzug ins dritte Obergeschoss gebracht. Dabei war allerdings nur wenig Luft nach oben: Die Kapsel ist mit Unterbau ist 2,36 Meter hoch, der Lastenaufzug ist nur wenig höher. Aber: hat gepasst. Seit 13.40 Uhr steht die Foton 1 in der Ausstellung „Raum und Zeit“.

Voraussichtlich ab März 2021 können die Besucher des Nürnberger Zukunftsmuseums die Raumkapsel in Augenschein nehmen: ein Stück aus dem Weltall mitten in Nürnberg.

Technische Daten
Gewicht: mehr als 1,5 Tonnen
Gewicht mit Transportbehälter: 2,7 Tonnen
Durchmesser: 2,31 Meter
Nutzlast: maximal 700 kg
Höhe der Umlaufbahn bei der Mission:220 bis 240 Kilometer
Dauer der Foton-1-Mission: 12 Tage

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Die Raumkapsel wurde in einem Transportcontainer zum Zukunftsmuseum geliefert.

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Foto: Deutsches Museum

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Mit einem Kran wird die Raumkapsel hochgehoben.

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Per Lastenaufzug geht es ins dritte Obergeschoss.

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Die Raumkapsel wird an ihren künftigen Platz im Museum gebracht.

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Die Foton-Kapsel ist im Zukunftsmuseum gelandet.

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Marion Grether, Leiterin des Zukunftsmuseums, freut sich über die Foton Raumkapsel in der Ausstellung "Raum und Zeit".

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