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Der Normal-Segelapparat gilt als erstes Serienflugzeug der Geschichte, da Otto Lilienthals Maschinenfabrik diese Gleiter in einer unmittelbar aufeinanderfolgenden Produktion und gleichartigen Bauweise fertigte. Es handelt sich um ein Standardmodell, dessen Prototyp er erprobte und nutzte, um es dann weltweit an Kunden zu verkaufen, mit dem Ziel den Flugsport zu fördern.

So funktioniert das Fliegen im Gleiter

Der Maschinenbauingenieur und Unternehmer Otto Lilienthal erhielt für für seine Flugapparate vier Patente in Deutschland, Großbritannien und den Vereinigten Staaten. 

Sehnsucht nach dem Fliegen

Den Hängegleiter hat Otto Lilienthal von 1894 an selbst geflogen. Das haben Vergleiche der Einzelteile mit den Fotos seiner Flugversuche ergeben. Alle Details stammen aus Lilienthals Berliner Maschinenfabrik. Der Erfinder hatte sein ganzes Leben der Sehnsucht nach dem Fliegen gewidmet. Er spannte gestärktes Baumwolltuch auf Weidenholzstäbe mit sechs bis zehn Metern Spannweite und begann mit Stehübungen gegen den Wind. Dann folgten die ersten Sprünge von einem Sprungbrett im Garten seines Hauses. Schließlich ließ er in Berlin-Lichterfelde seinen "Fliegeberg" aufschütten.

Jeden Versuch, jede Änderung oder Verbesserung an seinen Geräten notierte er akribisch in seinen Plänen und Notizbüchern. Die meisten davon liegen im Archiv des Deutschen Museums. Schließlich ließ der Ingenieur seinen "Normalsegelapparat" in seiner Berliner Dampfkessel- und Maschinenfabrik in Serie bauen. Neun Käufer sind namentlich bekannt, Interessenten meldeten sich aus Deutschland, Österreich-Ungarn, Russland, England, der Schweiz und den USA.

Otto Lilienthal hat 1889 das Buch "Der Vogelflug als Grundlage der Fliegekunst" veröffentlicht. Es gilt bis heute als Grundlage der Fliegerei. Die Brüder Wright sagten später über Lilienthals Tabellen, sie seien über zwei Jahrzehnte das Beste gewesen, das gedruckt vorlag.

Der Normal-Segelapparat (Inv. Nr. 2235) gehört zur ersten Serie von Flugzeugen weltweit. Der Maschinenbauingenieur und Unternehmer Otto Lilienthal (1848–1896) verkaufte mindestens neun Exemplare von diesem Eindecker-Gleitflugapparat, der das Resultat seiner jahrelangen Forschungen und Flugversuche darstellt. Zwischen 1893 und 1895 erhielt er vier Patente für seine Flugapparate in Deutschland, Großbritannien und den Vereinigten Staaten. Im Deutschen Museum sind die originalen Planzeichnungen des Normal-Segelapparats als Teil des Nachlasses (Signatur NL 334) erhalten, der im Archiv verwahrt wird.
 

Film über den Flugunfall Otto Lilienthals

Was führte zum tödlichen Unglück?

Vor 130 Jahren beginnt mit Otto Lilienthals ersten erfolgreichen Gleiterversuchen die Ära des Menschenfluges. Fünf Jahre später – nach Tausenden geglückter Gleitflüge – stürzt der Flugpionier am 9. August 1896 mit seinem Normalsegelapparat ab. Am Folgetag erliegt er seinen schweren Verletzungen. Was ist bei dem tragischen Unglück aus technischer Sicht passiert? Welche Auswirkungen hatten Lilienthals Erfindungen und der Absturz für die Entwicklung der Luftfahrt? Diese und weitere spannende Fragen klären Experten vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR), vom Otto-Lilienthal-Museum und vom Deutschen Museum. Die Diskussion wird mit zahlreichen Bildern und Videomaterial angereichert.

Die erste Flugzeugfabrik der Welt

In den Jahren 1894 bis 1896 baute Lilienthal gemeinsam mit seinem Mitarbeiter Paul Beylich (1874–1965) die Normal-Segelapparate und verkaufte neun Stück davon zum Preis von jeweils 500 Mark. Am 10. August 1904 erwarb das Deutsche Museum in München einen Normal-Segelapparat aus Lilienthals Nachlass beim Patentbüro Reichau & Schilling, Berlin. Der Gleiter, Baujahr vermutlich 1894, gehörte von diesem Zeitpunkt an zum Grundstock der Sammlung. Er repräsentiert einen Meilenstein der Luftfahrtforschung: die praktische Flugtechnik und die gewölbte Flügelfläche.

Derzeit sind neun Käufer von Normal-Segelapparaten aus der Maschinenfabrik von Otto Lilienthal, Berlin, Köpenickerstrasse 113, bekannt:

  • Charles E. L. Brown, März 1894 (ehem. Deutsches Museum, München)
  • Heinrich Seiler, Sommer 1894
  • Charles de Lambert, August 1894
  • Flieger-Verein Karlsbad, September 1894
  • Alois Wolfmüller, Dezember 1894
  • T. K. Bennett, März 1895 (Science Museum Group, London))
  • George Francis Fitzgerald, März 1895
  • William Randolph Hearst, April 1896 (Smithsonian National Air and Space Museum, Washington, D.C.)
  • Nikolai Jegorowitsch Schukowski, Juni 1896 (Wissenschafts- und Gedenkmuseum von Professor N.E. Schukowski, Moskau)

ARD History Film über Lilienthal

Erhaltungszustand und Reparaturen an Gleitern in den Museen

Die "Operation Lilienthal" im Deutschen Museum untersucht alle Gleiter, die noch in Museen erhalten sind. Dieser Vergleich vertieft  das Wissen um technische Details der Werkstatt Otto Lilienthals. Die Gleiter sind in allen Museen anders erhalten und auch die Maßnahmen der Konservierung und Restaurierung unterscheiden sich. An diesen Originalen lassen sich spannende Geschichten im Umgang mit den Fluggeräten erforschen.

Das kleinere Sturmflügelmodell (1894) aus dem Besitz von Igo Etrich im Technischen Museum Wien ist vor allem wegen der Restaurierung von 1990 für das Team spannend. Der Normal-Segelapparat (1895) der Science Museum Group ist derzeit digital sowie durch Publikationen zugänglich. Vergleichende Untersuchungen mit Deborah Parr vom National Air and Space Museum und Bernd Lukasch (Otto-Lilienthal-Museum, Anklam) führten zur Korrektur alter Reparaturen am Normal-Segelapparat (1896) in Washington. Der Austausch zum Normal-Segelapparat (1896) des Schukowski-Museums, Moskau gab einen interessanten Einblick zur Wirkung Lilienthals in Russland und zeigte u.a. die Langlebigkeit der metallischen Komponenten am Gleiter.

Weiterführende Literatur