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Das ATTAS (Advanced Technologies Testing Aircraft System) war von 1985 bis 2012 beim Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Braunschweig als Forschungsflugzeug in Betrieb.

Basis ist das Verkehrsflugzeug VFW 614, der erste Passagierjet, der in der Bundesrepublik Deutschland entwickelt und gebaut wurde.

Die Entwicklung des Flugzeugmusters VFW 614 begann Mitte der 1960er-Jahre bei den Vereinigten Flugtechnischen Werken VFW – ein Zusammenschluss von Focke-Wulf, Weser Flugzeugbau und  Ernst Heinkel Flugzeugbau in Bremen. Dabei handelte es sich um die zukunftsweisende konzeptionelle Auslegung eines Kurzstreckenverkehrsflugzeugs für bis zu 44 Passagiere.

Die eigens dafür von Rolls-Royce / SNECMA entwickelten Turbinenstrahltriebwerke M 45H wiesen das seinerzeit als groß geltende Nebenstromverhältnis von 3:1 auf. Die Anordnung der Triebwerke auf Pylonen oberhalb der Tragflügel unterschied die VFW 614 auffallend von anderen Flugzeugen. Damit wurde das Ansaugen von Fremdkörpern beim Betrieb auf unbefestigten Pisten vermieden.

Das Flugzeug war kein kommerzieller Erfolg. Zwischen 1971 und 1977 wurden nur 19 Flugzeuge gefertigt.

    Die letzte fliegende VFW 614 war das ATTAS, das 27 Jahre lang von 1985 bis 2012 bei der DLR als Forschungsflugzeug eingesetzt wurde. Das ATTAS versah man zu diesem Zweck mit einer Flugversuchsausrüstung. Diese umfasste neben einer Messanlage nebst Datenaufzeichnung und Zusatzsensorik sowie einer modernen Versuchsavionik insbesondere ein elektrohydraulisches Flugsteuerungssystem (Fly-by-wire / fly-by-light)in Duplex-Auslegung.

    Dieses Versuchssystem konnte während des Fluges auf das mechanische Basissystem des Flugzeuges aufgeschaltet werden. Damit war es möglich, die Eigenschaften verschiedener Flugzeugsteuerungskonzepte und -auslegungen im Fluge einschließlich der Landung abzubilden. So simulierte ATTAS z.B. das Flugverhalten des Airbus A380 schon zehn Jahre vor dessen eigentlichem Erstflug im Jahr 2005. Neben dieser Option der Inflight-Simulation bot die Ausrüstung von ATTAS Erprobungen automatisierter Anflugverfahren bis hin zur Durchführung ferngeführter Flugprofile.

    Der letzte Flug des Forschungsflugzeugs ATTAS führte am 7. Dezember 2012 von Braunschweig zum Flugplatz Schleißheim.

    Technische Daten:

    • Hersteller: Vereinigte Flugtechnische Werke – Fokker, Bremen, 1985
    • Spannweite: 21,5 m
    • Startmasse: 19 950 kg
    • Passagiere: 44
    • Reisegeschwindigkeit:  735 km/h in 7600 m Höhe
    • Reichweite: 1200 km
    • Antrieb: 2 x Rolls-Royce / SNECMA M 45H
    • Schub: 2 x 33,2 kN