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Überflieger zwischen Wundern und Wolken: In China verfolgt, in Südamerika verehrt, in Deutschland fast vergessen: Gunther Plüschow (1886-1931) war der erste Pilot, der Kap Horn, die Torres del Paine und die Darwin-Kordilleren überflog. Mit seinem Begleiter Ernst Dreblow brachte er erstmals Fotos und Filmmaterial aus diesen bis dahin unerforschten Gegenden des südlichsten Teils Südamerikas mit. „Heute dokumentieren Plüschows Bilder des patagonischen Inlandeises auch den Zustand der Gletscher vor dem Klimawandel“, sagt Gerhard Filchner, der Leiter der Flugwerft Schleißheim. Dort ist dem Abenteurer, Forscher und Luftfahrtpionier ab 17. Mai eine Sonderausstellung gewidmet - mit zahlreichen Bildern, Dokumenten, Büchern, Modellen und Plüschows Film „Fahrt ins Land der Wunder und Wolken“.

Noch vor seinen Forschungsreisen erlangte Gunther Plüschow als Marineoffizier Berühmtheit durch zwei spektakuläre Fluchtaktionen. 1914 entkam er mit einer Rumpler Taube aus der von Japanern belagerten deutschen Handelskolonie Tsingtau in China. Auf seiner weiteren, mehrmonatigen Odyssee Richtung Heimat geriet er in Kriegsgefangenschaft in Großbritannien, von wo er als einziger Deutscher fliehen konnte.

1925 brach Plüschow, inzwischen aus dem Militärdienst ausgeschieden, zu seiner ersten von insgesamt drei Reisen nach Südamerika auf. Die Fahrt führte ihn auf einem Segelschiff um Kap Horn und entlang der Küsten Chiles. Das Buch „Segelfahrt ins Wunderland“, das er darüber geschrieben hat, wird in der Ausstellung gezeigt, hunderte Fotos, alte Zeitungsartikel oder Plüschows späterer Bestseller „Silberkondor über Feuerland“, in dem er bild- und wortreich von seiner zweiten Reise und den ersten Flügen ab 1929 berichtet. „Silberkondor nannte Plüschow den Heinkel-Doppeldecker vom Typ HD 24 W, mit dem er und Dreblow damals als erste Menschen die Darwin-Kordilleren, Kap Horn und die Torres del Paine überflogen“, sagt Gerhard Filchner.

Damit bekommt der Nachlass des deutschen Flugpioniers gut 88 Jahre nach seinem Tod eine neue Dimension. Denn die dritte Reise ins Land seiner Träume überlebte Plüschow nicht. Am 28. Januar 1931, gegen 5 Uhr Südzeit, stürzte der Silberkondor mit der Kennung „Tsingtau D 1313“ wegen eines technischen Defekts in die eisigen Fluten eines Sees in Argentinien. Gunther Plüschow und Ernst Dreblow konnten nur noch tot nahe des Perito-Moreno-Gletschers geborgen werden. Ihre sterblichen Überreste wurden nach Deutschland überführt, wo Tausende Menschen den Trauerzug zur Beisetzung in Berlin begleiteten. 

„Plüschows Bücher, Bilder und Filme waren Ende der 20er-Jahre wirklich äußerst populär in Deutschland“, sagt Gerhard Filchner, „und sie faszinieren auch heute noch!“ So wie die spannende Lebensgeschichte des Forschers und Abenteurers - wie man ab 17. Mai in der Sonderausstellung „Gunther Plüschow – Flugpionier. Forscher. Abenteurer“ in der Flugwerft Schleißheim erleben kann.