Vorhang auf für die gläserne Werkstatt
Feine Händchen für die Schwergewichte: Im Verkehrszentrum des Deutschen Museums kann man jetzt Maschinen-Restauratoren bei der Arbeit zuschauen
Von Oldtimer bis Dampfmaschine: Die Experten aus der Restaurierungswerkstatt für technisches Kulturgut haben es bei ihrer Arbeit oft mit den Schwergewichten aus der Sammlung des Deutschen Museums zu tun. Jetzt haben sie in Halle I des Verkehrszentrums ihr neues Quartier bezogen. Das Besondere daran: Durch die gläsernen Wände können Besucher live dabei zusehen, wenn hier Exponate repariert, restauriert und für die Rückkehr in die Ausstellungen fit gemacht werden. Als erstes stand ein 12-PS-Lanz-Bulldog, Baujahr 1921, unter dem Werkstattkran.
Der beliebte „Tag der offenen Werkstätten“ musste dieses Jahr wegen der Corona-Pandemie leider abgesagt werden. Dafür gewähren jetzt die Maschinen-Restauratoren des Deutschen Museums dauerhaft Einblick in ihre Arbeit. Im Verkehrszentrum wurde über zwei Ebenen eine brandneue Werkstatt für die Experten mit den feinen Händchen für historische Fahrzeuge und Maschinen eingerichtet. Durch die gläsernen Wände gleich links hinter dem Eingang zu Halle I bekommen die Besucher immer wieder die Gelegenheit, live dabei zuzusehen, wenn hier Exponate von der Dampfmaschine bis zum Oldtimer repariert, restauriert und für die Rückkehr in die Ausstellungen fit gemacht werden.
„Das ist schon eine Umstellung“, sagt Werkstattleiter Mario Lanzl, „vorher hatten wir einen Raum im Keller des Bibliotheksgebäudes, auf Isar-Höhe.“ Jetzt arbeitet er mit seinem Team mit Blick auf Lokomotive, Lastwagen, Motorräder und Automobile in der großen Straßeninszenierung. „Wir freuen uns, dass wir unsere Spezialisten für die historischen Fahrzeuge jetzt hier vor Ort haben“, sagt Bettina Gundler, die Leiterin des Verkehrszentrums.
Allerdings wird im Moment vorwiegend an Objekten gearbeitet, die gar nicht in die Zweigstelle auf der Theresienhöhe gehören, sondern in die neuen Dauerausstellungen auf die Museumsinsel kommen sollen: „Unser erstes Projekt war der Radwechsel bei einem Lanz-Bulldog aus dem Jahr 1921“, sagt Mario Lanzl. Der historische Ackerschlepper wurde für die kommende Ausstellung ‚Landwirtschaft und Ernährung‘ hergerichtet und wird dort ab Ende nächsten Jahres zu sehen sein.
Oft ist für die Fachleute die größte Herausforderung, dass es kaum technische Unterlagen zu den historischen Fahrzeugen gibt. Darum wird bei jedem Restaurierungsprojekt alles genauestens in Wort und Bild dokumentiert. „Bei dem Bulldog war es nicht so kompliziert. Wir haben nur die Räder ausgetauscht und das Fahrzeug gereinigt“, sagt Lanzl. Die Gummis der Original-Räder waren so porös, dass man den Traktor darauf nicht mehr bewegen konnte. Darum wurden sie samt Felge und Zahnradkranz durch eigens maßgefertigte neue Räder ersetzt. Die alten Räder werden aber natürlich nicht weggeworfen, „die kommen wieder zurück ins Depot in die Sammlung“, sagt der Werkstattleiter.
Als nächstes warten vor der Werkstatt schon die Brauereimotoren (Foto re.), ebenfalls für ‚Landwirtschaft und Ernährung‘. „Die müssen aber nur gereinigt werden“, sagt Lanzl. Anfang Juni sollen diese schon mit den großen Kupferkesseln in die frisch renovierten Ausstellungsräume auf der Museumsinsel einziehen. Und wenn in den kommenden Monaten Stück für Stück alle neuen Ausstellungen eingerichtet werden, sind auch die Maschinen-Restauratoren ständig gefragt, um an den verschiedensten Objekten noch letzte Hand anzulegen – vor Ort im Haupthaus oder in ihrer neuen gläsernen Werkstatt auf der Theresienhöhe.
Daten und Fakten
Restaurierungswerkstatt technisches Kulturgut
Verkehrszentrum des Deutschen Museums, Halle I
220 Quadratmeter auf zwei Ebenen
3 Mitarbeiter (Maschinenschlosser, Flugzeugmechaniker, Feinmechanikerin)
10 Maschinen (von Drehbank über Schleifmaschine bis Sandstrahler)
Größtes bisher restauriertes Objekt: Seenot-Rettungskreuzer „Theodor Heuss“
Bulldog HL
Hersteller: Lanz AG, Mannheim
Baujahr: 1921
Maße: 2,25 Meter lang, 1,3 Meter breit, 2,195 Meter hoch
Gewicht: ca. 2 t
Motor: Einzylinder-Zweitakt-Glühkopfmotor
Leistung: 9 kW, 12 PS
Hubraum: 6400 Kubikzentimeter
Höchstgeschwindigkeit: 4 bis 12 km/h
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Blick von außen in die gläserne Werkstatt im Verkehsrzentrum.
Frei zur Veröffentlichung nur mit dem Vermerk
Foto: Deutsches Museum
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Die Brauereimotoren werden gerade in der Werkstatt gereinigt und kommen Anfang Juni 2020 in die frisch renovierten Räume der neuen Ausstellung 'Landwirtschaft und Ernährung' auf der Museumsinsel.
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Foto: Deutsches Museum
Bild 3/3
Der Lanz-Bulldog mit neuen Rädern.
Frei zur Veröffentlichung nur mit dem Vermerk
Foto: Deutsches Museum