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Bei Pyrotechnik denkt man heute oft an Feuerwerke. In Biringuccios Werk geht es aber in erster Linie um Metallurgie, Hütten- und Gießereikunde, und es ist eines der frühesten technischen Lehrbücher.

Vannoccio Biringuccio (1480–1537) arbeitete in der Toskana, vor allem in seiner Heimatstadt Siena, auf diversen Gebieten des Berg-, Hütten- und Gießereiwesens. Durch Reisen in Italien, im deutschsprachigen Alpenraum und in Sachsen erweiterte er seine Kenntnisse.

Mit seinem Werk „De la Pirotechnia“ (Bibliothek des Deutschen Museums 1951 A 829) zählt Biringuccio zu den ersten experimentell arbeitenden Wissenschaftlern der Frühneuzeit. Das von Venturino Rossinello 1540 in Venedig gedruckte Werk ist neben Georg Agricolas’ „De re metallica“ das bedeutendste frühneuzeitliche Werk der Berg- und Hüttenkunde.

Während der Titel vermuten lässt, dass sich das Werk vor allem mit der Pyrotechnik beschäftigt, ist diesem Thema nur das letzte der insgesamt zehn Bücher gewidmet. Im Vordergrund stehen vielmehr Metallurgie, Hütten- und Gießereikunde. In diesem Rahmen werden auch zahlreiche Spezialaspekte – wie etwa der Geschütz- und Glockenguss – behandelt. Biringuccios Werk gilt nicht nur als das erste umfassende Werk zu diesem Themenbereich, sondern auch als eines der frühesten technischen Lehrbücher. Das Buch ist eine erstrangige Quelle zur Geschichte des Berg- und Hüttenwesens sowie der Anorganischen Chemie. Georg Agricolas „De re metallica“ (1556) fußt in Teilen auf Biringuccio. Umgekehrt beeinflussten neben einigen spätmittelalterlichen deutschen Handschriften die im frühen 16. Jahrhundert erschienenen „Bergwerkbüchlein“ und „Probierbüchlein“ Biringuccios Arbeit. Daneben benutzte der Autor aber auch ältere, naturwissenschaftliche Literatur, beispielsweise Plinius und Avicenna.

Das in Italienisch, besser gesagt im Sienesischen Dialekt verfasste, 168 Seiten umfassende Werk ist drucktechnisch sehr anspruchsvoll. 83 Holzschnitte illustrieren den kleingedruckten Text. Dem Buchschmuck dienen zahlreiche Holzschnittinitialen und ein oppulent gestaltetes Titelblatt.

Die ebenfalls als Holzschnitt ausgeführte Umrahmung des Titelblatts versinnbildlicht den Inhalt des Werkes wie auch den Druckort. Die große Bedeutung des Werkes für die Metallurgie der Frühneuzeit zeigen die italienischen Neuauflagen (1550, 1558, 1559, 1678), wie auch die Übersetzungen ins Französische (1556, 1572, 1627) sowie Lateinische (1658).

Der Artikel erschien zuerst in "Kultur+Technik", der Zeitschrift des Deutschen Museums, Heft 01/2004.