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Perronet schlug nicht nur neue Wege im Brückenbau ein, sein Werk gibt durch die äußerst feinen Stiche auch hervorragende Einblicke in die Arbeitsschritte des Brückenbaus.

Jean-Rodolphe Perronet (1708–1794) gilt als ein Schöpfer des modernen Brückenbaus, den er durch seine neuartigen Konstruktionen revolutionierte. Galt bis dahin die Regel, dass das Verhältnis Spannweite zu Pfeilerstärke bei Steinbrücken drei zu eins zu betragen habe, so gelang es Perronet das Verhältnis auf neun zu eins zu verändern. Perronet konnte auf diese Weise das Durchflussprofil erheblich verbessern, wodurch seine Bauwerke bei Eisgang und Hochwasser ein deutlich geringeres Hindernis darstellten. Perronets Brücken zählen zu den ästhetisch wie auch technisch anspruchsvollsten Konstruktionen in der Geschichte des Steinbrückenbaus.

Der französische Ingenieur, seit 1747 Leiter der neugegründeten École des Ponts et Chaussées, war der erste Brückenbauer, der seine Bauten in einer umfangreichen Publikation darstellte. Seine „Description des Projets et de la Construction des Ponts de Neuilli, de Mantes, d’Orléans“ ist eine der wichtigsten Quellen zur Geschichte des Brückenbaus. Gleichzeitig bieten die herausragenden Stiche aber auch Einblicke in das Arbeitsleben zur Zeit des Ancien Régime.

Die Illustrationen ermöglichen es, Perronets Arbeitsweise im Detail nachzuvollziehen. Dem Bau der zwischen 1768 und 1774 errichteten Seine-Brücke bei Neuilly sind allein 19 Kupferstiche gewidmet. Sie zeigen uns den Fortgang der Bauarbeiten, die dabei verwendeten Geräte und ebenso das Leben auf der Baustelle. Die Detailtreue der Stiche erlaubte 1959 die Herstellung des im Deutschen Museum ausgestellten, vier Bauabschnitte darstellenden Modells.

Die Bibliothek des Deutschen Museums besitzt die 1788 in Paris veröffentlichte, zweite Auflage des erstmals 1782/83 erschienenen Werks, das einen Textband und einen 73 Kupferstichabbildungen enthaltenden Tafelband umfasst. Die den Kupferstichen zugrundeliegenden Zeichnungen stammen von dem Architekten Eustache de Saint-Far (1746/47–1828), einem Schüler Perronets. Die Stiche fertigte eine Reihe französischer Künstler, darunter wiederum auch de Saint-Far. Gedruckt wurde dieses Werk von François-Ambroise Didot (1730–1804), einem der bedeutendsten französischen Drucker des 18. Jahrhunderts. Dieses Werk darf sowohl in Hinsicht auf die Qualität seiner Stiche wie der Typographie zu den Spitzenleistungen der französischen Druckkunst des 18. Jahrhunderts gerechnet werden. Das Deutsche Museum konnte das Tafelwerk und den erläuternden Textband 1918 bei dem bekannten Münchner Antiquar Ludwig Rosenthal erwerben.

Literatur:

Marrey, Bernard: Les ponts modernes ­­­–­­­­­­­­­­­­­­­­­ 18e–19e siècles. Paris 1990. Zum Katalogeintrag