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Die Planung einer Außenstelle in Bonn

Das Deutsche Museum Bonn wurde am 3. November 1995 als zweite »Außenstelle« des Deutschen Museums nach der Flugwerft Schleißheim eröffnet. Dazu hatte man das bayerische Stammterritorium verlassen und war nach Nordrhein-Westfalen gegangen, in die zu dieser Zeit »nur« noch Bundesstadt Bonn. Viele fragen immer: Wie kam das? Man kann es sich denken: Alles hatte schon viel früher begonnen, zu seligen Hauptstadtzeiten.

Im Juli 1986 kontaktierte der Bonner Oberstadtdirektor den Vorstandsvorsitzenden des Stifterverbands für die Deutsche Wissenschaft mit Sitz in Essen, der in Bonn das »Wissenschaftszentrum« betreibt. Es dient als Tagungs- und Kongresszentrum und Serviceeinrichtung für die großen benachbarten Wissenschaftsorganisationen Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG), Deutscher Akademischer Austauschdienst (DAAD), Hochschulrektorenkonferenz (HRK), Studienstiftung etc. Heute nennt sich diese Ansammlung stolz »Wissenschaftsviertel«. Anlässlich der Vorbereitungen für die 2000-Jahr-Feier 1989 plante die Stadt Ausstellungen, »die sich unter anderem mit historischen und technikgeschichtlichen Themen befassen werden.« Offensichtlich traf sich diese Idee mit eigenen Plänen des Wissenschaftszentrums, »das derzeit noch keiner konkreten Nutzung zugeführte Kellergeschoß in einen sicherheits- und klimatechnischen Ansprüchen genügenden Ausstellungsraum umzubauen«. Dazu muss man wissen, dass erstens die Stiftung Preußischer Kulturbesitz hier bereits größere Ausstellungsräume besaß und erfolgreich bespielte. Und zweitens ging im Wissenschaftszentrum die Crème de la Crème aus Bundes- und Landespolitik, Wissenschaft und Wirtschaft ein und aus.

Am 4. August 1986 antwortete der Stifterverband, dass sie sich selbst in der Phase erster Überlegungen befänden. Und: »Bei der Entscheidung über die Verwendung des Kellergeschosses wird auch die Frage zu berücksichtigen sein, ob und gegebenenfalls bis zu welchem Umfang wir dabei mit einer Beteiligung interessierter Partner rechnen können.« Nun, an der Frage der Finanzierung scheint sich bis heute nichts geändert zu haben. Was die Partner betrifft, kontaktierte das Wissenschaftszentrum noch im Sommer 1986 den Generaldirektor des Deutschen Museums, damals Dr. Otto Mayr, der Unterstützung signalisierte.

Und so nahmen die Dinge ihren Lauf: Es wurden Konzepte geschrieben zum Thema »Forschung und Technik in Deutschland nach 1945«, Kalkulationen gemacht, Ratsbeschlüsse erwirkt und auf höchster Ebene nach Geld gesucht – und zunächst auch gefunden! Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Johannes Rau schrieb im November 1991 an den Vorstandsvorsitzenden des Stifterverbands, dass sich die Landesregierung grundsätzlich bereit erklärt hat, die Investitionskosten für den Umbau zu übernehmen – trotz angespannter Haushaltslage: »Wegen der Bedeutung des Stifterverbandes für das Land Nordrhein-Westfalen und auch, um für die weitere Entwicklung Bonns ein Zeichen zu setzen, habe ich mich jedoch sehr dafür eingesetzt, dass das Projekt auch von Nordrhein-Westfalen unterstützt wird.«

Kurzum: Die Pläne für die Einrichtung des Museums nahmen erst wieder Fahrt auf, als die Hauptstadtfrage geklärt war und Wissenschaft und Kultur neben Politik, zukunftsorientierter Wirtschaft und internationaler Zusammenarbeit zum neuen Leitbild des Strukturwandels deklariert wurden. Dennoch musste der Stifterverband im Mai 1992 wohl noch an den Bonner Oberstadtdirektor appellieren: »Die Errichtung des Technik-Museums im Wissenschaftszentrum wird in der Öffentlichkeit als Testfall für die Ernsthaftigkeit des Bemühens gesehen werden, Bonn tatsächlich zur Wissenschaftsstadt auszubauen.« Offensichtlich hatte der Appell Erfolg, denn im November 1992 sind sämtliche Fragen geklärt und alle Verträge mit allen Partnern geschlossen: der Stifterverband übernimmt die Personalkosten bis zur Eröffnung und stellt die Räume 10 Jahre mietfrei zur Verfügung, das Land NRW übernimmt die Investitionskosten für den Umbau, die Bundesstadt Bonn übernimmt die Betriebskosten ab Eröffnung für 7 Jahre, später auch die Miete und entfristet den Vertrag.

25 Jahre Deutsches Museum Bonn

Hier im Telegrammstil, wie sich die Dinge seitdem entwickelt haben: drei Jahre Planung und Umbau – 3.11.1995 Eröffnung – damit Start einer erfolgreichen Arbeit, Vernetzung, Drittmittelakquise – Ausbau von Bildung & Vermittlung – zahlreiche eigene Ausstellungen, in internationaler Kooperation (100 Jahre Nobelpreis mit Smithsonian Washington) und regional zu Bonner Wis- senschaftlern und Nobelpreisträgern – EU-Projekte mit Roboter als Museumführer, Einsatz von AR und VR – das bundesweit ers- te Schülerlabor zur Nanotechnologie mit der Bezirksregierung Köln und Lehrern Anfang 2000 – mit der ExperimentierKüche ein Schülerlabor speziell für bildungsferne Gruppen mit dem mehrfach ausgezeichneten Laborführerschein, unterstützt von der Deutsche Telekom Stiftung – Kinder- und Familienbereich »SchlauSpielhaus« etc.

Nach dieser positiven Bilanz nun die negativen Schlagzeilen: Aufgrund der desolaten Haushaltslage der Bundesstadt nach Auslaufen der Ausgleichsmittel beschließt der Bonner Stadtrat am 7. Mai 2015 – infamerweise dem Geburtstag Oskar von Millers – die Zuschüsse für die Bonner Zweigstelle zu streichen und den Vertrag mit dem Deutschen Museum zu kündigen. Nach dieser ›Bombe‹ weiter im Telegrammstil: große Unterstützung durch Wissenschaft und Wirtschaft – große Sympathiebekundungen der Öffentlichkeit, verstärkt durch die Presse – Gründung eines Fördervereins – viele Runde Tische – mit vereinten Kräften erneut Gewinnung der Stadt Bonn und weiterer Gebietskörperschaften sowie privater Förderer wie den Stifterverband und die Dr. Hans Riegel-Stiftung für die 50%ige Übernahme der Betriebskosten – 2017 kurzfristige ›Rettung‹ des Museums – für mittel- bis langfristige Perspektive: konsequente Überzeugungsarbeit bei der ab 2017 neu gewählten Landesregierung – Planung einer Neuausrichtung zum Thema Digitalisierung: »Deutsches Museum Bonn, DAS Digitalmuseum« – NRW Wirtschaftsministerium interessiert.

Ausblick in die Zukunft

Denn langsam, aber sicher kommen wir nach der Reise zu den Anfängen wieder im »Jetzt« an. Auch wenn »DAS Digitalmuseum« noch Zukunftsmusik bleibt, konnten wir doch beim NRW-Wirtschaftsministerium Ende 2019 den Projektantrag einreichen, der dann 2020 zum Geburtstagsgeschenk avancierte. Gegenstand wie gesagt: die »Entwicklung von innovativen Ausstellungs- und Vermittlungsformen zum Thema Künstliche Intelligenz«. Zeitschiene: bis 2022. Drei Jahre haben wir jetzt Zeit, das zentrale Forum für KI in Nordrhein-Westfalen zu werden und das Museum zumindest zur Hälfte neu zu konzipieren. Wir nennen das: »Mission KI – ein Museum erfindet sich neu«! Der Weg ist auch hier hoffentlich das Ziel, nämlich eine mittel- und langfristige Sicherung und das Fundament für das künftige Digitalmuseum in NRW! Wir hoffen, dieses hehre Ziel vor dem 50. Geburtstag zu erreichen ... drücken Sie uns die Daumen!