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Header: Porträt Lilienthal

Teasertext: Objektgeschichte

Bildgalerie: Der Lilienthal Gleiter von 1894 bis 2021

Video: Start Up Lilienthal – Als es Zukunft gab, ARD 22.5.2023

Video: Der Tod des ersten Fliegers, 10.08.2021

Weiterführende Links:

•Otto-Lilienthal-Museum

•DLR Göttingen

•DGLR

Den Hängegleiter hat Otto Lilienthal von 1894 an selbst geflogen. Das haben Vergleiche der Einzelteile mit den Fotos seiner Flugversuche ergeben. Alle Details stammen aus Lilienthals Berliner Maschinenfabrik. Der Erfinder hatte sein ganzes Leben der Sehnsucht nach dem Fliegen gewidmet. Er spannte gewachstes Baumwolltuch auf Weidenholzstäbe mit sechs bis zehn Metern Spannweite und begann mit Stehübungen gegen den Wind. Dann folgten die ersten Sprünge von einem Sprungbrett im Garten seines Hauses. Schließlich ließ er in Berlin-Lichterfelde seinen "Fliegeberg" aufschütten.

Jeden Versuch, jede Änderung oder Verbesserung an seinen Geräten notierte er akribisch in seinen Plänen und Notizbüchern. Die meisten davon liegen im Archiv des Deutschen Museums. Schließlich ließ der Ingenieur seinen "Normalsegelapparat" in seiner Berliner Dampfkessel- und Maschinenfabrik in Serie bauen. Neun Käufer sind namentlich bekannt, Interessenten meldeten sich aus Deutschland, Österreich-Ungarn, Russland, England, der Schweiz und den USA.

In einer Vitrine der Flugwerft liegt in einem Nachdruck mit grünem Einband Lilienthals berühmtes Buch "Der Vogelflug als Grundlage der Fliegekunst", 1889 veröffentlicht. "Das gilt bis heute als Grundlage der Fliegerei", sagt Holzer, die natürlich auch dieses Werk studiert hat. "Die Brüder Wright sagten später über Lilienthals Tabellen, sie seien über zwei Jahrzehnte das Beste gewesen, das gedruckt vorlag."

Otto Lilienthal - Biographie

Otto Lilienthal

Otto Lilienthal war nicht der erste Mensch, der das Fliegen probierte. Aber er war der erste, der das Prinzip des Vogelflugs erfolgreich umsetzte. Er bewies, dass ein Flugzeug nur dann fliegt, wenn seine Flügel wie die eines Vogels gewölbt sind. Erst diese Ablenkung des Luftstroms schafft Auftrieb und Vortrieb.

Die ersten Versuche unternahm Otto Lilienthal schon mit seinem Bruder Gustav in der Schulzeit in Anklam. Der Vater war früh gestorben, ebenso fünf der Geschwister. Trotzdem ließ die Mutter, eine Musikpädagogin, ihren Söhnen die bestmögliche Ausbildung zukommen. 1881 erhielt Lilienthal das Patent für einen Kleinmotor, gründete eine Firma in Berlin und beteiligte seine 60 Mitarbeiter am Gewinn. Später produzierte er dort seinen Normalsegelapparat in Serie.

In einem Brief an den Offizier Moritz von Egidy schrieb er 1894: "Unser Kulturleben krankt daran, daß es sich nur an der Erdoberfläche abspielt. Die Absperrung der Länder, der Zollzwang und die Verkehrserschwerung ist nur dadurch möglich, daß wir nicht frei wie der Vogel auch das Luftreich beherrschen. (...) Die Grenzen der Länder würden ihre Bedeutung verlieren; die Unterschiede der Sprachen würden mit der zunehmenden Beweglichkeit der Menschen sich verwischen. Die Landesverteidigung, weil zur Unmöglichkeit geworden, würde aufhören, die besten Kräfte der Staaten zu verschlingen, und das zwingende Bedürfnis, die Streitigkeiten der Nationen auf andere Weise zu schlichten als den blutigen Kämpfen um die imaginär gewordenen Grenzen, würde uns den ewigen Frieden verschaffen." Erst zwei Weltkriege später hegten Menschen wieder diese Hoffnung.