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Energiesparen frühneuzeitlich. Anders als man es sich heute oft vorstellt, ist Energiesparen kein gänzlich junges Problem, ressourcenbedingt war es schon von vor 250 Jahren bedeutend.

Die Frage des Energiesparens und die Wahl einer möglichst kostengünstigen, auch ökologisch unbedenklichen Heizungsanlage ist eine Frage, die heute viele Menschen beschäftigt. Doch gibt es dieses ökonomische Problem nicht erst in unserer Zeit. Schon in der frühen Neuzeit stellte das Energiesparen aus wirtschaftlichen Gründen ein wichtiges Ziel dar. Da zu dieser Zeit fast ausschließlich Holz verwendet wurde – Kohle spielte abgesehen von den Britischen Inseln nur in wenigen Regionen eine größere Rolle – ging es also um die Frage der „Holzersparnis“. Vor dem Hintergrund der von den Zeitgenossen als Holznot empfundenen Mangelsituation und der damit verbundenen Verteuerung des Rohstoffes Holz wurde über Möglichkeiten nachgedacht, vor allem die Zimmeröfen zu verbessern. Der preußische König Friedrich II. initiierte, um den Erfindergeist anzuspornen 1763 sogar ein Preisausschreiben der Akademie der Wissenschaften in Berlin über „einen Stubenofen, so am wenigsten Holz verzehret“.

Vom 16. Jahrhundert bis zum Beginn der Industrialisierung im frühen 19. Jahrhundert hat sich deshalb eine Reihe von Autoren mit den Möglichkeiten zur Verbesserung der Ofentechnik beschäftigt. Unter den Autoren finden sich Ärzte und Pfarrer ebenso wie Architekten oder Kaufleute. Der sicherlich bekannteste von ihnen war Benjamin Franklin (1706–1790), der Erfinder des Blitzableiters und einer der Gründerväter der Vereinigten Staaten. Hatte doch jeder von sich die Meinung, zur Frage des Heizens seinen Beitrag leisten zu können, schließlich war es ja allen möglich, am eigenen Ofen Versuche mit Holz anzustellen. Es entwickelte sich deshalb eine richtiggehende Sparofen-Literatur mit Hunderten von Schriften, deren praktischer Nutzen sich allerdings letztlich in engen Grenzen hielt. Die Ofenbauer selbst konnten sich Bücher kaum leisten und waren wie viele Handwerker dieser Zeit zudem oft noch wenig lesekundig. Die Bibliothek des Deutschen Museums besitzt eine breite Auswahl von Werken dieser Art, in denen erstmals das Thema Energiesparen im Mittelpunkt steht.

Eines der frühesten in Deutschland erschienenen Werke zum Thema „Holzersparnis“ verfasste Georg Andreas Böckler (1617–1687), der wesentliche Anregungen aus der 1618 von dem Maler und Erfinder Franz Kessler (ca. 1580–ca. 1650) in Frankfurt am Main veröffentlichten „Holtzsparkunst“ erhielt. Böcklers Buch erschien 1666 unter dem Titel „Furnologia oder Haushältliche Oefen-Kunst“ ebenfalls in der Mainmetropole. Das Wort furnus ist die lateinische Bezeichnung für Ofen. Der im mittelfränkischen Cronheim geborene Autor war als Baumeister und Ingenieur in Straßburg, Frankfurt am Main, Nürnberg und Ansbach tätig. Vor allem aber machte sich Böckler als Autor zu Architektur und Ökonomik einen Namen. Mit insgesamt  14 Veröffentlichungen zählt Böckler in der Frühen Neuzeit zu den bedeutenderen Autoren auf diesen Gebieten. Seine wohl bekannteste Veröffentlichung ist sein 1661 in Nürnberg erschienenes „Theatrum Machinarum Novum - Das ist neu-vermehrter Schauplatz der Mechanischen Künsten“, das zur Gattung der Maschinenbücher gehört. Es folgten als weitere größere Veröffentlichungen 1664 die „Architectura Curiosa Nova“ und 1678 die „Nützliche Haus- und Feldschule“.

Böckler behandelt in seiner „Furnologia oder Haushältliche Oefen-Kunst“ auf gerade einmal 23 Seiten Öfen mit ganz unterschiedlichen Verwendungszwecken: zum Wärmen, Kochen und Waschen. Die Konstruktion der Öfen war im 17. Jahrhundert noch nicht so ausgereift, wie aufgrund der schon Jahrhunderte zurückreichenden Verwendung von Öfen eigentlich zu vermuten wäre. Die möglichst wirtschaftliche Nutzung des teuren Rohstoffs Holz hoffte Böckler durch die Verbesserung der Öfen zu erreichen. Viele seiner Gedanken erscheinen uns heute als ganz offenkundig, waren es aber im 17. Jahrhundert nicht. Wesentlich waren aus seiner Sicht der Bau einer geschlossenen, ummauerten Feuerung und die Schaffung eines genügenden Zuges, ohne dass zugleich ein zu rascher Abzug der Wärme eintritt. Für den richtigen Zug sollte vor allem ein eiserner Rost sorgen, auf dem das Holz aufgeschichtet wurde. Auch weist Böckler auf die Bedeutung der richtigen Dimensionierung des Ofens hin. Überraschend ist sein Vorschlag, durch eine entsprechende Führung der Rohre den Fußboden zu erwärmen – also unsere heutige Fußbodenheizung. Die kleine Schrift Böcklers ist reichhaltig mit Kupferstichen illustriert, was das Verständnis seiner Verbesserungsvorschläge wesentlich erleichtert. Nicht zuletzt deshalb war die Schrift Böcklers bis zum Ende der Sparofen-Literatur für die nachfolgenden Autoren ein wichtiger Bezugspunkt.

Wie die „Nützliche Hauß- und Feldschule“ zählt auch die „Furnologia“ zur Gattung der frühneuzeitlichen Hausväterliteratur. Diese befasste sich mit der Wirtschaft des einzelnen, vor allem landwirtschaftlichen Haushalts. Die Leser dieser Bücher waren die Besitzer großer Güter, vor allem auch Adlige. Die „Holzersparnis“ und damit das Themengebiet Heizen gehören ganz selbstverständlich zum Inhalt dieser frühen ökonomischen Werke und werden deshalb von Böckler auch in seinem Werk „Nützliche Haus- und Feldschule“ noch einmal behandelt.

Literatur:

Radkau, Joachim: Holz – Wie ein Naturstoff Geschichte schreibt. München 2007. Zum Katalogeintrag.

Der Artikel erschien zuerst in "Kultur+Technik", der Zeitschrift des Deutschen Museums, Heft 2, 2020.