Direkt zum Seiteninhalt springen

I. Positionierung des Archivs

Das Archiv des Deutschen Museums ist eines der führenden Spezialarchive zur Geschichte der Naturwissenschaft und der Technik in Deutschland und Europa. Durch die Fokussierung auf ausgewählte Bereiche der Naturwissenschaft und der Technik werden hochkarätige Originaldokumente erworben, diese bestmöglich verzeichnet, konservatorisch bearbeitet und für die Nutzung durch Forscherinnen und Forscher und Interessierte rasch zugänglich gemacht (soweit rechtlich zulässig auch online). Gesammelt wird Kulturgut, das für die Geschichte Deutschlands von nationaler Bedeutung ist. Grundlage der Arbeit ist ein detailliertes Sammlungsprofil.

II. Leitsätze der Sammlungspolitik

Vor dem skizzierten allgemeinen Hintergrund lassen sich einige Leitsätze und Grundbedingungen der Sammlungspolitik formulieren:

1. Qualität des Schriftguts

Das Archiv des Deutschen Museums konzentriert sich auf die Sammlung zentraler Originaldokumente, die markante Entwicklungsschritte der Technik und Naturwissenschaften dokumentieren und insofern große Relevanz für die historische Forschung besitzen. Der Anspruch richtet sich also auf die Erwerbung qualitativ herausragender Bestände.

2. Fokussierung des Sammelns

Der Anspruch, hochkarätige Bestände zu sammeln, führt notwendigerweise zu einer Fokussierung der Sammlungspolitik. Das Archiv beschränkt seine aktive Erwerbungsstrategie daher

a. auf seit der Museumsgründung gesammelte fachliche Schwerpunkte, in denen heute ein Fundus von hoher Qualität vorhanden ist. Beispiele dafür sind die Geschichte der Physik und Chemie, des Maschinenbaus, des Verkehrswesens und der Luft- und Raumfahrt; sie werden auch künftig weitergesammelt;

b. auf die Erweiterung dieser traditionellen Sammelgebiete um aktuelle und neueste Entwicklungen in Technik und Naturwissenschaft. Besondere Bedeutung haben dabei „Schlüsseltechnologien“ bzw. „Leitwissenschaften“. Dazu gehören u.a. die Informatik und alternative Energietechniken;

c. auf Quellengattungen von hoher Forschungsrelevanz. Dazu zählen insbesondere Nachlässe, geschlossene Archive von Firmen, Institutionen oder Verbänden, technische Zeichnungen, Firmenschriften und historische Fotografien.

3. Forschungsrelevanz

Das Selbstverständnis des Deutschen Museums als forschendes Museum impliziert eine primäre Ausrichtung des Archivs an der technik- und wissenschaftshistorischen Forschung. Hauptzielgruppe des Archivs ist der forschende Benutzer. Neu zu erwerbende Bestände müssen prinzipiell ein ausgeprägtes Forschungspotenzial beinhalten.

4. Originale statt Sekundärmaterial

Die Orientierung an den Kriterien der Qualität und Forschungsrelevanz bedeutet, dass der Schwerpunkt auf Originalquellen liegt. Sekundärmaterial – wie Kopien von Originalen – werden nicht gesammelt.

5. Konvolute statt Einzelstücke

Das Archiv priorisiert die Einwerbung geschlossener Bestände gegenüber dem Erwerb von Einzelstücken. So hat etwa die Übernahme von Nachlässen gegenüber der Sammlung von Einzelhandschriften den Vorrang. Ähnlich verhält es sich bei Archiven von Firmen und Institutionen oder geschlossenen Zeichnungssätzen.

6. Archiv und Museum

Im Rahmen der Aufgabenverteilung im Deutschen Museum wird die Übernahme von Archivgut angestrebt, das in organischem Zusammenhang mit wichtigen Objektbeständen steht. Im optimalen Fall ergänzen sich Übernahmen im Archiv, in der Bibliothek und in den Objektsammlungen. Dies impliziert eine enge Abstimmung zwischen Archiv, Forschung und Sammlung.

III. Entsammeln

Eine Fokussierung auf bestimmte Forschungsgebiete bedingt auf der anderen Seite, dass Unterlagen, die nicht in das Sammlungsspektrum des Archivs fallen, entsammelt werden. Eine retrospektive Bewertung von Zugängen hat dazu geführt, dass Bestände an andere Archive, Bibliotheken und Forschungseinrichtungen abgegeben werden. Die Abgabe erfolgt in Abstimmung mit dem Archivausschuss des Deutschen Museums mit Genehmigung des Generaldirektors.

IV. Sammeln im Verbund

Aus der Einsicht heraus, dass die Aufgabe einer umfassenden Sammlung von nationalem Kulturgut aus Technik, Wissenschaft und Kunst nicht von einer Einrichtung allein bewältigt werden kann, hat das Archiv des Deutschen Museums im Arbeitskreis Archive der Leibniz-Gemeinschaft die Strategie eines verteilten Sammelns von archivischem Sammlungsgut angestoßen. Ziel ist die Implementierung eines nationalen Sammlungskonzepts, das durch herausragende Archive, Bibliotheken und Museen getragen und umgesetzt wird.

Stand: Februar 2021